Bald, bald ist es so weit und wir können unsere persönliche Top Ten der Alben von Heather Nova zusammenstellen. V...

Heather Nova - The Way It Feels
























Bald, bald ist es so weit und wir können unsere persönliche Top Ten der Alben von Heather Nova zusammenstellen. Von "Glow Stars" (1993) bis zu "The Way It Feels" reicht die Liste mit jetzt neun Einträgen. Dass "Oyster", die Platte, mit der die mittlerweile 47-jährige Singer/Songwriterin ihren Durchbruch hatte, auf Platz 1 stehen wird, dürfte unumstritten sein. Danach könnten sich vielleicht "Siren" (1998) und das düstere "Storm" (2003) die Plätze streitig machen. Oder kommt vielleicht doch das Debütalbum noch aufs Treppchen?

"The Way It Feels" kann da leider nicht mithalten, denn die 12 neuen Folkpop-Songs versinken im wohligen Schönklang, den man wohlwollend auch mit intim, atmosphärisch, verträumt und melodisch umschreiben könnte. Zu Heather Novas sehnsuchtsvollem, säuselnden Gesang gesellen sich hier ein Piano, dort Banjo oder Steel Gitarre, was den Weichspülfaktor der Folkpop-Lieder auch nicht gerade mildert. Musik für ein Schaumbad im Kerzenlicht.    

Aber lassen wir die positiven Aspekte von "The Way It Feels" nicht vollkommen untergehen, nämlich die reduziert arrangierten "Sleeping Dogs" und "Moon River Days". Sollte sich Heather Nova auf Album Nummer 10 einmal nur im schlichten Gewand präsentieren, dann könnte es vielleicht noch einmal zu Verschiebungen im oberen Bereich ihrer Top Ten Alben kommen.  




Eines muss man ihr aber lassen: Das Komponieren gar liebreizender Seelenstreichler beherrscht Nova wie kaum eine andere Künstlerin. "I'm air" ist eine lichtdurchflutete Miniatur samt schwelgerischer Geigenklänge, die das Blaue vom Himmel herunterfiedeln. Auch "On my radar", eine heruntergedimmte Neuauflage von "What a feeling", eignet sich hervorragend zur Beschallung des nächsten Gruppenkuschelns. Dass die 47-Jährige einen Hang zum Postkartenkitsch hat, ist kein Geheimnis – das Gespür für zerbrechliche Melodiebögen und flauschige Refrains ist ihr aber nicht gänzlich abhandengekommen. So ist auch "Girl on the mountain" ein blitzsauberer Popsong, dessen Ohrwurmcharakter nicht von der Hand zu weisen ist.
Doch gab es nicht auch einst eine andere Heather Nova? Eine verzweifelnde, umherirrende, aufrüttelnde? Selbstverständlich sei ihr jedes Glück dieser Welt gegönnt, sonderlich spannend klingen um sich selbst kreisende Nümmerchen wie "Sea change" oder "Sleeping dogs" aber nicht. Dass sie mehr kann, beweist "Women's hands". Brütend, ja beinahe düster ist dieses Lied. Während Nova ihre Stimme klagend erhebt, verdichtet sich die Musik zu einem unheilvollen Dräuen aus waidwunden Bläsern und jaulenden Pedal-Steel-Gitarren. "Grace, truth, beauty, love / We had it all" singt sie, und Gänsehaut stellt sich ein. Wenn das doch nur öfter so wäre.
Doch derlei Momente sind spärlich gesät auf "The way it feels". Einzig das nur mit Ukulele und Gesang beginnende "Moon river days" und der majestätische Opener "Treehouse" transportieren etwas von jener Magie, die Novas Musik einst zur "guilty pleasure" vieler Hörer machte. Auch textlich bietet die Chanteuse größtenteils solide Hausmannskost. Wenn etwa "The archaeologist" Bilder des in Staub und Asche konservierten Pompeji mit dem Ausgraben verborgener Gefühle assoziiert, dann ist das nicht ohne Charme. Die Auflösung in Schönklang mit einem leisen Hauch von Weltschmerz hinterlässt allerdings einen schalen Beigeschmack.
(Plattentests)




Auch auf ihrem neunten Studioalbum gönnt sich die Sängerin hin und wieder eine Auszeit. Das sind dann Momente, in denen die ansonsten scheue Künstlerin ihre Pforten besonders weit öffnet. Da wäre beispielsweise "Sleeping Dogs"; ein Song, nur getragen von der Akustischen und gelegentlichen Ukulele-Tupfern. Viel näher kann man Heather Nova gar nicht kommen als in diesen viereinhalb Minuten.
Das sirenenhafte "I'm Air" gewährt einen ähnlich tiefen Einblick in das Innerste der Sängerin. Umherschwirrende Geigen sorgen zusätzlich für Gänsehaut. Eine weitere Minimal-Offenbarung ist das abschließende "Moon River Days". Drei Minuten lang lauscht man lediglich Heathers Stimme und einer melancholisch vor sich hin schaukelnden Ukulele, ehe sich im Background eine trockene Rim Shot-Rhythmik dazugesellt. (...)
Bereits das eröffnende "Treehouse" beweist, dass die Herren Josh Kaler und Jay Clifford - die beiden Arrangeure des Albums – die Art und Weise, wie Heather Nova ihre Songs ummantelt haben will, verinnerlicht haben. Sich auftürmende Synthie-Spuren gepaart mit stoischen Drumsounds aus den Achtzigern sind hier nur sachte akzentuiert: Genau so entfalten sich musikalische Knospen zu Blüten. Auch Erinnerungen an Chris Isaaks "Wicked Game" werden von der Sängerin mit Kusshand ins Repertoire aufgenommen ("Sea Glass").
Sogar vermeintlich ausgewrungene Pop-Strukturen lassen sich mit Hilfe von avantgardistischen Sound-Stickereien in Klangwelten tragen, in denen so manch andere ähnlich gestrickte Songwriterin nur allzu gerne einmal Mäuschen spielen würde ("Girl On The Mountain").
Die Musik von Heather Nova ist und bleibt unvergleichlich. Sie beruhigt Körper, Geist und Seele. Und sie lässt einen nicht mehr los. Es sei denn, man empfindet eine strikte Abneigung gegenüber sanften Singer/Songwriter-Klängen aus dem Herzen Bruchtals. Da kommt Heather Nova doch her, oder etwa nicht? Ach nee, von den Bermudas natürlich. Auch ne schöne Ecke ...
(laut)


Heather Nova in Deutschland:
22.10.15 Augsburg, Parktheater Kurhaus
23.10.15 Ravensburg, Konzerthaus
24.10.15 Würzburg, Johanniskirche
25.10.15 Mainz, Frankfurter Hof
27.10.15 Hamburg, Laeiszhalle
30.10.15 Weinheim, Stadthalle
31.10.15 Bochum, Christuskirche
03.11.15 Berlin, Passionskirche
04.11.15 Erfurt, Stadtgarten
05.11.15 Köln, Kulturkirche
06.11.15 Stuttgart, Liederhalle

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