Die Ärzte sind "die beste Band der Welt" und Yachten sind "die größte Band Deutschlands" - zu...

Yachten - Zweite Luft
























Die Ärzte sind "die beste Band der Welt" und Yachten sind "die größte Band Deutschlands" - zumindest nach eigenen Angaben und bei Yachten bezogen auf eine Durchschnittsgröße von 1,96 Metern. Ist ihr Album "Zweite Luft" denn auch groß, Joerg?

Yachten ist eine vierköpfige “Emo-Band“ (das stammt nicht von mir – das steht so im Presseinfo!)  aus Hamburg und beruft sich auf geografisch wie musikalisch nicht allzu weit entfernte Bands wie Turbostaat und die mittlerweile aufgelösten Escapado. 

Rezensenten haarscharf unterhalb der 40 lassen solche Referenzen erstmal beim gemütlichen Wiederkäuen einhalten und aufhorchen: Sind doch Musiker, an denen sich andere Musiker orientieren im Regelfall nicht nur merklich älter sondern auch inaktiver als die auf sie Verweisenden. Steht uns also ein unerwarteter Generationswechsel im Emo/Screamo/Punkrock Business bevor? Und wenn, ist das dann überhaupt wichtig? Und was sagen Turbostaat dazu? Aber dazu kommen wir später noch. 

Yachten auf jeden Fall liefern auf “Zweite Luft“ neun weitestgehend eingängige Stücke ab, mit denen die Band nicht uneindrucksvoll beweist, dass sie sich auf das gute alte laut-leise/unverzerrt-verzerrt -Spiel ebenso gut versteht, wie auf das Stricken emotionsbeladener Texte mit einer Claim-Dichte, für die man bei Jung von Matt vermutlich töten würde. Jeder Refrain ist ein wütender Ausbruchsversuch, der letztendlich wieder in einer verzweifelten Strophe mündet. Ein weiterer Aspekt, den Yachten verstanden und verinnerlicht haben: Es gibt kein Happy End. 

Am Ende kommt die Band dann zwar doch noch nicht ganz an den Bilderreichtum und die packenden Momente ihrer Flensburger Vorbilder heran, bewegt sich aber trotzdem sicher auf dem abgesteckten Screamo-Terrain. Das Ergebnis ist wenig überraschend, dabei aber immer solide, mitreißend und vor allen Dingen angenehm unprollig.  

Die Produktion von “Zweite Luft“ schafft es, den schmalen Grat zwischen Druck und Dynamik nicht zu überschreiten. Keine zu Tode komprimierten Drums, keine zwölffach gedoppelten Gitarren. Mit höchster Wahrscheinlichkeit klingt die Band live genau so gut, wie auf dieser Platte. 

Fazit: Wenn er denn ansteht, der Generationswechsel, dann braucht man sich mit jungen Bands wie Yachten nicht davor zu fürchten. 

Und Turbostaat... ja... was machen die eigentlich gerade? 




Yachten live:

29.05.15 Hamburg, Kleiner Donner
05.06.15 Halle, Reil 78
06.06.15 Osnabrück, SubstAnZ
12.06.15 Hannover, Lux
13.06.15 Erfurt, Engelsburg

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