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The Slow Show - White Water

























Was haben die Macher von Haldern Pop Recordings hier für ein glückliches Händchen bewiesen! "White Water", das Debütalbum eines Quintetts aus Manchester, wird europaweit über das kleine Label veröffentlicht und darf als ein erstes Highlight des Musikjahrgangs 2015 angesehen werden.

Wer sich nach einem Song von The National benennt, einen Sänger mit prägnanter Bariton-Stimme an Bord hat, sich dem melancholischen, getragenen Breitwandrock verschreibt und opulente Arrangements mit Piano, Streichern und Bläsern auffährt, der darf sich über Vergleiche mit der Band von Matt Berninger oder Elbow nicht wundern. Nur schwerlich wird man vom Opener "Dresden" und seinem sakralen Einstieg nicht gepackt werden und mit "Bloodline" oder "Brother" dürfte es einem ähnlich gehen, wie mit "Trouble Will Find Me", das bei jedem Hören besser wurde. Und vielleicht mag der ein oder andere sich bei "Long Way Down" oder "Bad Day" an Thomas Feiner und sein zu Unrecht unterbewertetes bzw. übersehenes Projekt Anywhen erinnert fühlen. 

The Slow Show sind Rob Goodwin (Gesang, Gitarre), Fred Kindt (Keyboards), Joel Byrne McCullough (Gitarre), Chris Hough (Schlagzeug) und James Longden (Bass), sie musizieren seit 2010 gemeinsam und ließen sich für ihr erstes Album reichlich Zeit - aber für diese 11 Songs / 45 Minuten hat sich das Warten gelohnt!   




The Slow Show, die ihrem Namen aufgrund der zumeist verschleppten Lieder wirklich alle Ehre machen, passen bestens ins Haldern-Portfolio. Die Briten tragen bisweilen ganz schön dick, aber erwärmend auf. Überall erklingen Streicher sowie Bläser und doch überragt die sonore, fast Dark-Wave-taugliche Stimme (die ein wenig an Kurt Wagner von Lambchop erinnert) von Rob Goodwin alles. Da können sich die gediegenen Keyboards und Fanfaren noch sehr mühen. Kein Wunder, dass Elbow sie ins Vorprogramm holten. Bei The Slow Show tragen die Noten der hymnischen, völlig unaufgeregten Songs Trauer, bewegt sich die Stimmung auf einem schmalen Grat zwischen Kitsch und Melancholie. Manchmal, wie im Eröffnungsstück „Dresden“, wird es gar sakral. Hier, wie auch in anderen Songs geht es um zerzauste Beziehungen, Tod („Brother“) oder Sinnsuche. So liegt eine Schwere auf WHITE WATER, das im Sommer besser weggesperrt gehört.
(Musikexpress)




Bereits der Opener Dresden beginnt beeindruckend ungewöhnlich eindringlich mit choralem Gesang. Langsam baut sich der Song um Klavier und Gitarre auf. Und Goodwins Bariton klingt schmerzerfüllt. Mit den einsetzenden Bläsern gewinnt der Refrain an Kraft, kann und will aber nicht den Schwermut ablegen. Long Way Home wird von melancholischen Streicherklängen begleitet. Gitarren malen Akkorde. Die Bläser kommen in der Mitte des Songs dazu und klingen sanftmütig und verletzt. Bei Bloodline wagt sich Goodwin ein wenig die Tonskala hinauf. Der Song entwickelt sich zu einer Perle episch-romantischen Indie-Pops. The Slow Show schaffen es mit Leichtigkeit, Bläser und Streicher in ihre traurigen Songs einzubauen, ohne auch nur ansatzweise Gefahr zu laufen, zu übertreiben oder in die entfernte Nähe kitschigen Pops zu geraten. Bad Day wartet mit einer Moll-lastigen Klavierbegleitung auf. Celli gesellen sich in ihrem Schmerz dazu. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie schlecht ein Tag gewesen sein muss, um solch herzzerreißende Musik hervorbringen zu können. Bei Paint You Like A Rose wird die weibliche Stimme hinzugehaucht. Bläser tauchen den Song in eine wohlig-wärmende Stimmung.
(alternativmusik)




The Slow Show live:
21.05.15 Köln, Luxor
22.05.15 Haldern, Haldern Pop Bar
23.05.15 Dortmund, Way Back When Festival
24.05.15 Beverungen, Orange Blossom Festival
25.05.15 Hamburg, Prinzenbar
26.05.15 Berlin, Privatclub
27.05.15 Dresden, Beatpol
28.05.15 Wien, Chelsea
29.05.15 München, Strom
31.05.15 Zürich, Papiersaal


8 Kommentare:

  1. Na, dann müsst ihr aber auch alle große Lambchop Fans sein. Der Beginn von "Testing" könnte so z.B. 1:1 auf deren "How I Quit Smoking" zu finden sein. Ich bin noch nicht ganz überzeugt, es fehlen mir die ganz großen Melodien und manchmal "redet" er mir zu viel und singt zu wenig.

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  2. Ich fühle mich hier wirklich manchmal sehr allein.

    6 Punkte

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  3. Welch gelungenes Debüt!

    8,5 Punkte

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  4. 9,5 Punkte - wobei Dresden und Bloodline eigentlich schon 10 verdient haben. Immer noch keine Abnutzungserscheinungen beim Hören.

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