Damen mit ø (III) Für die dritte Dame dieser Reihe geht es zurück nach Norwegen. Ebenso wie Susanne Sundfør war ...






















Damen mit ø (III)

Für die dritte Dame dieser Reihe geht es zurück nach Norwegen. Ebenso wie Susanne Sundfør war sie in der Vergangenheit bereits für den Spellemannprisen nominiert, der auch als "norwegischer Grammy" bezeichnet wird. Hanne Kolstø veröffentlicht seit 2011 im Jahrestakt Solo Alben. In ihrer Heimat erschien "Forever maybe" bereits Ende 2014. Bereits seit 2009 war sie in verschieden musikalischen Formationen u. a. als Thelma and Cylde aktiv.

Letztes Jahr erschien in Deutschland Kolstøs “Stillness and panic”, welches mir durch einige dunkle Stimmungen stellweise zu gefallen wusste. Das Plattencover gab diese Grundstimmung gut wieder. Im direkten Vergleich fallen direkt die bunten Farben auf dem aktuellen “Forever maybe” auf. Für mich stehen diese für die Zuwendung zu erhebendem Synthpop auf diesem vierten Soloalbum. Leider klingt “Forever maybe” für mich dadurch wesentlich belangloser als der Vorgänger und in etwas so verbindlich wie der Albumtitel.

“Synnecrosis”, “The urge to repeat” und “All is contagious” sind in meinen Ohren die besseren Songs auf “Forever maybe”. Bezeichnenderweise ist der Hidden Track “Ways with sound” von Captain Knows Nothing der überraschendste und beste Titel auf diesem ansonsten spannungsarmen Album. 

The appraisal:
You see; this is most definitely a pop album, you merely have to listen to the relentless synth beds and idiotically catchy bass-lines to see that. Yet Kolstø is not a traditional pop artist; at least not by the standards of today, and it is this friction that drives the album. You sense a healthy respect for acts like late-80’s Madonna (‘Oh Father‘ springs to mind) but not a deference. Kolstø is going to do pop her way. Bending the sound to her will and creating something fresh in the process. A song like ‘Synnecrosis’ resolutely beating to its own drum even if it’s one borrowed from Annie Lennox and played within a malfunctioning clock. 
Das Video zu “We don’t see ourselves”:


Im April wird Hanne Kolstø in diesen deutschen Orten auftreten:
  • 08.04. Köln
  • 10.04. Berlin
  • 11.04. Münster
  • 13.04. Köln
  • 14.04. München
  • 16.04. Heidelberg
  • 17.04. Nürnberg

Damen mit ø (II) Die zweite Dame dieser Reihe stammt von den Färöer Inseln. Zum Studium zog es sie nach Reykjavik ...






















Damen mit ø (II)

Die zweite Dame dieser Reihe stammt von den Färöer Inseln. Zum Studium zog es sie nach Reykjavik und aktuell lebt sie in Kopenhagen. Musikalisch blieb Eivør Pálsdóttiraber definitiv in ihrer Heimat verwurzelt. Obwohl sie erst Anfang 30 ist, blickt die Musikerin bereits auf eine ansehnliche Karriere zurück. Mit 13 gewann sie einen Gesangswettbewerb im färöischen TV, zwei Jahre später schloss sie sich der Band Clickhaze an. Wer sich deren Song "Indigo brow" anhört kann nachvollziehen, wie Eivør zu dem Beinamen "färöische Björk" kam. 
Mit der berühmten Isländerin lässt sich neuestes Album “Bridges” allerdings kaum vergleichen. Eher ist es das entspannte Gegenmodell zur quirligen Björk. Stellenweise fühle ich mich eher an Nina Persson erinnert. “Bridges” bietet poppige Singer/Songwriter Perlen mit Folktronic. Damit schließt es an das 2012er Werk “Room” an. 

Die Songs für “Bridges” hat Eivør auf Tour geschrieben. So stammt der Opener “Remember me” aus ihrer Zusammenarbeit mit Gavin Bryars für den sie in dessen Kammeroper “Marilyn forever” die Marilyn Monroe gab. Laut Promotext handeln die Titel “von mentalen Verbindungen zwischen Menschen oder Orten, zwischen der Heimat und der Ferne”. Eivør weiß zu bezaubern und ihre vielseitige Stimme in Szene zu setzen. Musikalisch kann “Bridges” ansonsten einen Tick zu gleichtönig wirken. 

Mir gefallen besonders “Faithful friend”, der Titelsong , “Tides” und “On my way to somewhere”. 

Das Video zum Opener “Remember me”:



Eivør nimmt sich viel Zeit für Konzerte in Deutschland und sie hat sich eine sehr außergewöhnlich logische Reiseroute zurechtgelegt:
  • 06.03. Flensburg
  • 07.03. Worpswede
  • 08.03. Hamburg
  • 10.03. Hannover
  • 11.03. Berlin
  • 12.03. Halle (Saale)
  • 13.03. Jena
  • 14.03. Dresden
  • 16.03. Nürnberg
  • 17.03. Frankfurt
  • 18.03. Köln
  • 19.03. Karlsruhe
  • 20.03. Freudenberg
  • 21.03. Stuttgart
  • 22.03. München

Damen mit ø (I) Der Vokal "ø" kommt in der norwegischen, dänischen, farörischen und altisländischen Spra...






















Damen mit ø (I)

Der Vokal "ø" kommt in der norwegischen, dänischen, farörischen und altisländischen Sprache vor. In dieser Reihe von Gerichstverfahren dient er als kleinster gemeinsamer Nenner von Künstlerinnen, welche aus einigen der entsprechenden Länder stammen und ein "ø" im Namen tragen.

Susanne Sundfør ist eine beliebte Gastsängerin: Den Titelsong von Nils Petter Molværs “Baboon moon” veredelte sie mit ihrem Gesang. Für M83 steuerte Sundfør 2013 Vocals zum Titelsong des “Oblivion”-Soundtracks bei. Mit Röyksopp verbindet sie die gemeinsame norwegische Heimat sowie musikalische Kollaborationen in Form des Songs “Running to the sea” und des Depeche Mode Covers “Ice machine”. 

Neben solchen Zusammenarbeiten kann Sundfør seit 2007 auf nunmehr bereits sechs veröffentlichte Alben zurückblicken. Vielleicht wollten sich Anthony Gonzalez (M83) und den beiden Herren von Röyksopp revanchieren, auf jeden Fall unterstützten sie Sundfør bei den Aufnahmen zu ihrem aktuellen Werk. Eigentlich sollte dieses Gewalt thematisieren. Daraus wurden nun einmal “Ten love songs”. Ähnlich groß ist auch die Spannbreite der Titel darauf: Allein wegen der Länge von zehn Minuten muss der Kammerpopsong “Memorial” erwähnt werden. “Trust me” stellt die Stimme der Sängerin wohltuend in den Mittelpunkt. Recht mitreißend sind die elektronik-/dancelastigen “Accelerate”, “Delirious” und vor allem “Insects” geraten. 

The Guardian:
Ten Love Songs shows a command of artpop, chilly synthpop, and that simultaneously joyous and desperate disco that seems to seep out of Scandinavia in an unending flood: it’s both appealingly direct yet perfectly thought-through.

Meines Erachtens hätte Sundførs Stimme durchaus noch mehr Platz eingeräumt werden können, aber auch so ist “Ten love songs” ein hörenswertes Album. 

“Delirious” live im TV:


Susanne Sundfør live auf deutschen Bühnen:
  • 12.03. Köln
  • 16.03. Hamburg
  • 17.03. Berlin

Erstmals Notiz genommen habe ich von Public Service Broadcasting im Mai letzten Jahres im Vorprogramm eines Konzer...























Erstmals Notiz genommen habe ich von Public Service Broadcasting im Mai letzten Jahres im Vorprogramm eines Konzertes der Manic Street Preachers. Die beiden Musiker aus London, die sich J. Willgoose, Esq. und Wrigglesworth nennen, standen hinter einer Phalanx elektronischer Geräte und griffen gelegentlich auch zu Gitarre oder Banjo. Begrüßung des Publikums und Ansagen erfolgten nach Knopfdruck durch eine Computer-Stimme, gesungen wurde auch nicht, dafür wurde ihre Mischung aus Krautrock, Electronica, Ambient und Postrock mit Sprach-Samples, die aus alten Filmen, Dokumentationen, Propaganda-Material oder Nachrichtensendungen stammten, unterlegt. Passend dazu wurden die Songs durch die entsprechenden Ausschnitte, die auf einen stilisierten, riesigen TV-Apparat projiziert wurden, visuell unterstützt. 

Im Rahmen eines halbstündigen Live-Auftrittes war dies sehr unterhaltsam und kurzweilig, aber ich hatte Zweifel, ob das Konzept auch über einen längeren Zeitraum und ohne optische Unterstützung, also bei einem Tonträger, funktionieren würde. Tut es.

"The Race For Space" ist nach "Inform-Educate-Entertain" (2013) das zweite Album des Duos. Auf diesem forschen Public Service Broadcasting thematisch dem Wettrüsten zwischen den Großmächten USA und UDSSR zwischen den Jahren 1957 und 1972 nach und nutzen, unter Beibehaltung ihres Masterplans, Quellen aus dieser Epoche. Das Plattenhülle ziert wahlweise ein Highlight der amerikanischen (Mondlandung) bzw. russischen (Sputnik) Raumfahrt-Geschichte.

Eröffnet wird das Album von John F. Kennedys "We choose to go to the moon"-Rede und umkreist daraufhin die Planeten Pink Floyd ("E.V.A.") und Kraftwerk ("The Other Side"), zündet seinen Mogwai-Antrieb ("Go") und gerät in einen Moby-Kometenhagel.
"Valentina", vielleicht der schwächste Song der Platte, wird vom ätherischen Gesang der Smoke Fairies umsäuselt und "Gagarin", eine tanzbare Mixtur aus Big Beat sowie der Titelmelodie von "Magnum", wurde zur ersten Single erkoren. Im dazugehörigen Video tragen unsere beiden Helden stilgerecht Raumanzüge:





The joy here is in how the duo marry theme and function. It sounds trite, but you could honestly take the samples out and there’d still be an emotional story to tell. There’s JFK’s voice ghosting over an angelic choir nestling just on the right side of Monty Python, there’s the beeping signal of the pioneering “Russian moon” built into the loping, housy rhythm of ‘Sputnik’; there’s ‘E.V.A’s’ portrayal of Alexey Leonov’s first spacewalk through quietly disorientating switches in timing and mood, breaking from excitement and speed to a gentle drifting. ‘Fire in the Cockpit’ abandons strong rhythms in favour of faint cellos and static supporting news reports presented without editing, underlining the stark tragedy of the Apollo One deaths, while ‘Go’ rejoices in the sheer speed and excitement of the first manned moon landings, confident and playful, and ‘Gagarin’ marks the first man to ever leave the planet with some seriously celebratory funk. In a showing of real confidence ‘Valentina’ drops the archive gimmick altogether to give the first woman in space a voice away from the propagandising Soviet media via the ethereal voices of ‘dream pop’ duo Smoke Fairies.

Best of all is ‘The Other Side’, which uses radio transmissions from NASA’s mission control to trace Apollo 8’s journey as the first manned craft to orbit the moon. A Kraftwerk-inspired electronic bed swells and jitters before dropping away as the crew pass out of radio contact. It’s cinematic and beautiful and, genuinely, when it bounds back into life and that rickety shuttle, constructed by a race who’d only discovered the aeroplane fifty years before, achieves lunar orbit while a calm voice informs them “there’s a cheer in the room” it will make you actually cry – history and melody and wonder hitting you all at once in a moment of complete joy and release. Just wonderful.
(Drowned In Sound)


Public Service Broadcasting live:
19. Mai München, Strom
22. Mai Berlin, Privatclub
23. Mai Köln, Blue Shell
19. Juni Hurricane Festival, Scheeßel
20. Juni Southside Festival, Neuhausen

Das hoch gelobte Debütalbum der drei Jungs aus der Pfälzer Provinz konnte auch die Richter bei Platten vor Gericht ...























Das hoch gelobte Debütalbum der drei Jungs aus der Pfälzer Provinz konnte auch die Richter bei Platten vor Gericht überzeugen: "Psycho Boy Happy" landete 2012 auf einem guten 14. Platz. Die damaligen Sieger, alt-J, ließen bereits letztes Jahr ihr "schwieriges zweites Album" folgen und konnten die Qualität sowie den Erfolg bestätigen (Platz 4 mit leicht schwächerem Punktedurchschnitt: 8,125 statt zuvor 8,500). Wird dies Sizarr nun auch gelingen?

Für "Nurture" arbeiteten Fabian Altstötter (Gesang, Gitarre), Philipp Hülsenbeck (Synthesizer) und Marc Übel (Schlagzeug) erneut mit dem Produzenten Mark Ganter (Casper, Tocotronic) zusammen und schoben ihren Synthie-Pop noch einmal deutlich in Richtung 80er Jahre. 

"Clam" könnte auch als eine vergessene Single von Duran Duran durchgehen und "Timesick" dürfte nicht nur Tina Weymouth und Chris Frantz, der Rhythmus-Gruppe der Talking Heads gefallen, sondern auch den Fans dieser Band, die deren poppiges Spätwerk ("Little Creatures") zu schätzen wissen. Stimmlich ist Fabian Altstötter auf diesem Stück auch recht nah an David Byrne gerückt, präsentiert sich aber auf Albumlänge einerseits gewohnt soulig, andererseits deutlich wandlungsfähiger.  
Das melancholische "Baggage Man", das mit "Einsamkeit" und "Zweisamkeit" erstmals bei Sizarr zwei deutsche Begriffe an exponierte Stelle setzt, schafft in seiner Coda den Wechsel hin zu einem optimistischen, an Red Box erinnernden Ah-li-ayo-Singsang (oder so ähnlich). "Scooter Accident" zeigt Sizarrs Mut zum Experiment, schließlich lassen sie den Song zur Hälfte abrupt abbrechen, um nach einer stillen Minute wieder an Tempo aufzunehmen, und "Untitled" konzentriert sich allein auf Gesang und Piano, umspült von Wellenrauschen. 

Auch wenn das Plattencover bestenfalls als nicht besonders gelungen bezeichnet werden kann und gegen Ende ein bis zwei Songs das hohe Niveau des restlichen Albums nicht halten können ("Slightly", "You And I"), muss man sich wirklich keine Gedanken, um ein gutes Abschneiden von "Nurture" bei Platten vor Gericht (oder anderswo) machen.          


Während das Debüt noch gut zum damals heißesten Scheiß - vor allem Alt-J und Django Django - gepasst hat, geht es nun doch einen großen Schritt zurück in die 80er. Als pränatale musikalische Spurensucher pendeln Sizarr nun zwischen großen, wavigen Pophymnen (etwa "Clam" oder "I May Have Lied to You") und verwundbaren E-Piano-Elegien für junge Liebende ("Untitled") und werden dabei zu Epigonen der Indie-Heroen von vor 30 Jahren.
Melodien und Harmonien lehnen sich da gerne an The Cures "Disintegration" und allgemein an The Smiths an, mit einem Auge schielt auch noch The Police hinter den sanften Synthiebergen hervor. Sänger Fabian Altstötter klingt dazu noch nach einem gutem Mix aus Jonathan Meiburg (Shearwater) und Zach Condon (Beirut). Gute Voraussetzungen schon mal. Dann sind auch noch nahezu sämtliche Refrains auf Indie-Hit getrimmt und die Tanzbarkeit - mal wild, mal mild - wird zum höchsten Gut erhoben. Auch deshalb fühlt sich "Nurture" nach gutem altem Freund an, schon nach wenigen Durchgängen ist man vollends damit vertraut.
Überhaupt dieser Titel, "Nurture". Ausgehend von der Erziehung geht's lyrisch dann doch wieder einmal um die großen Fragen der Existenz, dem Konflikt mit der "nature" inklusive. Alles schlüssig. Gestelzt kommt dabei nur der zwanghaft anmutende Versuch rüber, "Einsamkeit" und "Zweisamkeit" in den englischen Wortschatz zu integrieren, die sind eben noch längst keine "angst", "gemutlichkeit" und "weltschmerz".
(the gap)




Das wichtigste Organ ihrer Band Sizarr ist die melancholiegetränkte Stimme des 23-jährigen Sängers Fabian Altstötter. Sie ist auf „Nurture“, dem zweiten, angenehm düsteren Opus, wichtiger denn je. Sie wartet mit einem Paradox auf, indem sie gleichzeitig Coolness und soulige Hitzen abstrahlt. Auf „Baggage Man“ mäandert sie zwischen den großen Gefühlen, die Einsamkeit und Zweisamkeit auslösen. „Oh Einsamkeit, my interior‘s wasted land, my hips and lips lie idle, for yours to replan“, lechzt der Protagonist nach einem Gegenüber. Ist es dann da, regnet es Zweifel. „Oh Zweisamkeit, how many more repeats until I learn the differences between desire and need?“, singt Altstötter mit attraktiv brüchiger, heller Stimme. Ja, Sehnsucht war immer schon ein großes Sujet in der Popmusik. (...)
Sizarr tönen noch internationaler als auf ihrem Debüt. Mit ihren impressionistisch gesetzten Baßläufen, ihren stets verspielten Gitarrenklängen und den munteren Rhythmen, die ein kluges Gegengewicht zum existenziell schweren Gesang Altstötters bilden, könnten sie genauso gut aus Sheffield oder Birmingham kommen.
(Die Presse)



Sizarr unterwegs:
26.03. Stuttgart, Universum
27.03. Freiburg, Schmitz Katze
08.04. Bremen, Lagerhaus
09.04. Hamburg, Übel & Gefährlich
10.04. Köln, Gebäude 9
11.04. München, Strom
12.04. Nürnberg, Club Stereo
13.04. Frankfurt, Zoom
15.04. Dresden, Scheune
16.04. Leipzig, UT Connewitz
17.04. Berlin, Lido
22.-24.05. Mannheim, Maifeld Derby


Dan Deacon ist der Mann, dem ich mein bestes Konzert 2010 zu verdanken habe. Triefend nass verließ ich nach seiner Perfomance das Spiegel...



Dan Deacon ist der Mann, dem ich mein bestes Konzert 2010 zu verdanken habe. Triefend nass verließ ich nach seiner Perfomance das Spiegelzelt auf dem Haldern Pop Festival und war einfach nur geflasht. Deacon baut seine Soundmaschinen mitten im Publikum auf und wenn er sie anschmeißt und die Knöpfchen dreht kann man nicht anders, als das komplette Konzert durchzutanzen.

Auf Grund dessen ist das Erlebnis, eine Platte von ihm aufzulegen auch nur halb so schön. Zumindest bin ich nicht schweißgebadet, wenn der letzte Song verklungen ist. Nichtsdestotrotz erhielt sein 2009er Album Bromst im Nachklang des Konzerts 8 Punkte von mir. Der Nachfolger America fand hier bei uns gar nicht statt, hätte aber noch gute 7 Punkte von mir einstreichen dürfen. Mit Gliss Riffer erschien die Tage sein neues Album und es

ist einerseits Deacons Rückbesinnung auf einfachere, direktere Songstrukturen und weniger Brimborium als auf dem anspruchsvollen Vorgänger "America". Andererseits experimentiert der 33-Jährige hier so verspielt wie nie mit seiner eigenen Stimme. Ja, auch die weiblichen Stimmen sind allesamt von Deacon eingesungen und einmal durch den Fleischwolf gedreht, bis wie im Opener "Feel the lightning" ein kleiner Hit mit einem Augenzwinkern zu Bands wie Purity Ring dabei herausspringt. (plattentests.de)


Dan Deacon - Feel The Lightning (Official Video) von domino

Am ehesten erinnern die Produktionen an die Ruhelosigkeit und den unbedingten Experimentierwillen von Animal Collective oder Matmos. So klingen etwa »Sheathed Wings« oder »When I Was Done« nach der ganzen Welt, die durch ein billiges Fisher-Price-Keyboard gejagt wird. In »Meme Generator« treffen dann hyperventilierende Samples auf Mickey Mouse und Casiotone auf Kunst. Deacon entledigt sich ein Stück weit seines bisherigen Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms und fühlt sich spürbar weniger der Avantgarde verpflichtet, was der Hörbarkeit entschieden guttut. (intro.de)




Dan Deacon - Learning To Relax (Official Audio) von domino

Konzerte sind vorerst leider nicht in Sicht. Ende Mai/Anfang Juni bespielt Dan Deacon diverse Festivals in Spanien, Frankreich, Portugal und den Niederlanden.

Charlie Winston hat eine einprägsame Stimme, ist vielseitig und kann sehr gefällige Songs schreiben. Das macht ihn ...






















Charlie Winston hat eine einprägsame Stimme, ist vielseitig und kann sehr gefällige Songs schreiben. Das macht ihn und seine Musik offensichtlich für den Einsatz in Werbung, TV und Soundtracks interessant. Einen guten Teil seines Erfolgs verdankt Winston diesen Kanälen. 

Seinen bislang größten Hit “Like a hobo” aus dem Jahr 2009 sollten viele Menschen noch im Ohr haben. Das Album “Hobo” zum Hit schaffte den Sprung in die Charts vieler europäischer Länder und ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn er solche Erfolge im Zweijahrestakt wiederholt hätte. 

Doch wirklich nachhaltig ist Winstons Popularität bislang nur in Frankreich. Dort erschien 2011 der Nachfolger “Running still” und auch sein viertes Album “Curio city” scheint wieder vor allem in französischsprachigen Ländern gut anzukommen. Eine Weile lebte Winston in Paris, inzwischen lebt er wieder in seiner englischen Heimat.

“Curio city” ist erneut ein vielseitiges Album aber es wirkt auf mich noch glatter als “Hobo”. Die Songs “Wilderness”, das starke “Another trigger” und “Lately” haben Hitpotential. Ansonsten ist “Curio city” Untermalung für gute Laune und gefälliges Futter für Werbung, TV, Soundtracks… und Frankreich. 

Das Video zu “Lately”:
Charlie Winston | LATELY from Ellis Bahl on Vimeo.

Dem Terrorverlag gefällt "Lately" nicht, ansonsten stimme ich dessen Einschätzung weitgehend zu:
Die festen Arrangements beißen sich mit den Sekunden, in denen CHARLIE WINSTONS Stimme frei und luftig daherkommt, so als renne man aneinander vorbei. Auch finden sich mit “Lately” und “Evening Comes” zwei schwache Stücke, die einen anderen aktuellen Konflikt des Musikers offenbaren: Schnell ist man ohne Spannungsaufbau beim Höhepunkt. Mit simplen Melodien schreitet er flink nach oben, ohne einer mitreißenden Melodie entgegenzustreben. So rasant dieser Höhepunkt erreicht ist, so schlagartig ist er auch schon wieder vergessen. 
Charlie Winston auf Tour:
  • 29.04. Berlin
  • 02.05. München
  • 03.05. Köln
  • 05.05. Hamburg

10 Fakten zum neuen Album von Noel Gallagher : 1. Zumindest mit dem Albumtitel ist Noel Gallagher bereits jetzt n...























10 Fakten zum neuen Album von Noel Gallagher:

1. Zumindest mit dem Albumtitel ist Noel Gallagher bereits jetzt nicht mehr zufrieden. Auf die Schnelle hat er diesen, denn dass so ein Album einen Titel benötigt, ist schließlich sehr überraschend, einer Textzeile aus dem Song "While The Song Remains The Same" entliehen und würde nun "Ballad Of The Mighty I" bevorzugen. Zunächst hatte er noch gescherzt das Album würde "Dark Side Of The Room" oder "Wheat Is Murder" heißen. Zumindest steht er diesmal nicht auf der Schulter von Riesen.

2. Apropos "Ballad Of The Mighty I": Der Song wurde nicht nur als zweite Single ausgewählt und beschließt das Album, auf ihm ist auch Johnny Marr (The Smiths) an der Gitarre zu hören. Noel Gallagher wollte dessen Mitwirken bereits auf "AKA... What A Life!", nun hat es endlich funktioniert.




3. Da Dave Sardy, Wegbegleiter und Produzent seit 2005 ("Oasis' "Don't Believe The Truth") nicht zur Verfügung stand, übernahm Noel Gallagher diesen Job auf "Chasing Yesterday" selbst. Und viele Instrumente spielte er selbst ein: "The guitar, the bass, various keyboards, the tambourine, the washboard, the electric kazoo, the triangle, the wineglasses, the electric kettle and you know the bathtub with the thing in it. That didn't make the final cut, but I tried it."

4. Die Aufnahmen von "Chasing Yesterday" waren bereits im Juli 2014 abgeschlossen. Aufgrund der Tourneepläne und der Oasis-Wiederveröffentlichung wurde das Album aber bis jetzt zurück gehalten. "In The Heat Of The Moment" war der letzte Song der für das Album aufgenommen wurde und "The Mexican" schaffte es zuletzt doch noch aufs Album, obwohl es in der ursprünglichen Trackliste dafür nicht vorgesehen war.


Noels’ new record sails through at an even pace, like a convertible cruising down a desert highway at about 80 miles per hour. It never quite gives you an adrenaline rush, but it has no interest in slowing down either. Tracks like the gritty/driving “The Mexican” demonstrate this, as it jams the crunchy guitar and cowbell until you bob your head so much it falls off.
“The Dying of the Light” is one of the most striking songs I’ve ever heard from Gallagher, Oasis included. It’s a little haunting, a little atmospheric, with melodies falling perfectly into place as they start stacking and congealing.
A new addition to the sound is the placement of a few smooth saxophone solos, which are set to some 1970’s psychadelic jams in “The Right Stuff” and “Riverman”. Other tracks are filled with guitar solos, interesting tones, instantly-recognizeable melodies, and prominent groovy beats.
If you’re looking for some of that early Oasis-y rock sound, you’ll find it in the fist-pumping “Lock all the Doors”, which definitely maybe harkens back to the familiar sound of 1994’s Definitely Maybe.
It seems that Noel Gallagher has reached a point in his songwriting career where he can just crank out tunes at a level that most artists never quite achieve. Obviously, you need to enjoy (or at least tolerate) the Brit-Alternative genre in order to appreciate his work, but this new collection is full of really well-written songs. It might take a few more listens to evaluate properly, but Gallagher may have just outdone himself. In the few years he has been solo, he certainly has outdone much of the Oasis body of work.
(the five 10)


5. Da der Veröffentlichungskalender mittlerweile recht weit auseinander gezogen ist, werden die 10 Songs (43:52 Minuten) zwischen dem 25. Februar (Japan) und dem 06. März (Australien / Neuseeland) über Noels eigenes Label Sour Mash Records veröffentlicht werden. Angeblich standen 50 bis 60 Titel zur Auswahl.

6. Fans und Sammler können zwischen Download, CD (Standard / Deluxe mit leicht variierendem Cover) und LP auswählen und dadurch die Trackliste mit den B- Seiten der beiden Singles ("Do The Damage", "Revolution Song"), dem bereits 2011/12 live präsentierte "Freaky Teeth" und einen Remix von "In The Heat Of The Moment" erweitern. Auf der japanischen Ausgabe befindet sich zudem noch "Leavy My Guitar Alone".




7. "In The Heat Of The Moment" und "Ballad Of The Mighty I" wurden bereits im November bzw. Januar als Singles veröffentlicht. Noel Gallagher bezeichnet jedoch "Riverman" ("It's got saxaphone solos on it. Don't think of Spandau Ballet. You're going to love it.") als seinen liebsten Song auf dem Album. Mit "Do The Damage" wurde auch die hoch gelobte B-Seite der ersten Single mit einem Video versehen: 




8. Dass Noel Gallagher nicht viel von Videodrehs hält, ist kein großes Geheimnis. Im Video zu "Ballad Of The Mighty I" wird dies herrlich dargestellt: Noel muss das tun, was er am häufigsten bemängelt, nämlich durch die Gegend laufen, für ein Selfie mit dem Regisseur herhalten, sich von diesem Liam nennen lassen und hören, dass Chris Martin sogar für 10 Takes bereit stand.  


Last year, longtime associate and occasional hype-man Mark Coyle predicted that 'Chasing Yesterday' would be a “seismic” release. As it turns out, that’s only three quarters true. You can guess from the title, for example, that ‘Riverman’ is going to plough a distinctly Wellerian furrow, though you have to admire Gallagher’s chutzpah in sticking a Dick Parry-style sax solo (now there’s a Liam-baiting phrase if ever we heard one) on the end of it. ‘The Right Stuff’ features even more skronking, adding a further layer of jazzy noir to a stew of psych, soul and blues that could’ve been cooked up by Primal Scream. The Johnny Marr-featuring ‘Ballad Of The Mighty I’, meanwhile, might self-plagiarise from 2011’s excellent ‘AKA... What A Life!’, but as evidenced by ‘Lock All The Doors’ – which does much the same thing with Oasis' 1995 classic ‘Morning Glory’ – the trick is to crib from the right places, whether they’re his own songs or somebody else’s. 

Which brings us back to our original question: what do we expect from Noel Gallagher? Too much, probably, like all the other ’90s Britrock titans who’ve never been adequately replaced. 'Chasing Yesterday' has its flaws, but they’re far outnumbered by moments where it succeeds in catching up with its titular quarry. The past will never be a foreign country to Noel Gallagher, but from this vantage point, tomorrow is looking pretty rosy.
(NME)


9. Noel Gallagher muss als Solokünstler weiterhin auf eine Nummer Eins-Single warten: Bisher waren neben einem enttäuschenden 11. Rang ("If I Had A Gun...") die Plätze 2 ("The Death Of You And Me", "AKA... What A Life!" und "Everybody's On The Run") und 3 ("Dream On") für ihn reserviert. Und wie charteten "In The Heat Of The Moment" und "Ballad Of The Mighty I"? Klar, auf der 2 und 3.
Wir sprechen hier selbstverständlich von den Indie Charts. In den regulären Hitlisten reichte es nur für die Plätze 26 und 75.

10. Noel Gallagher's High Flying Birds werden "Chasing Yesterday" in den kommenden Monaten auch in Deutschland live präsentieren:
16.03.15 Berlin, Max-Schmeling-Halle
19.03.15 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Hall
19. / 21.06.15 Hurricane Festival, Scheeßel / Southside Festival, Neuhausen


Müsste man für die australische Band Nite Fields ein passendes Label finden, so wäre Rough Trade Records eine gute...























Müsste man für die australische Band Nite Fields ein passendes Label finden, so wäre Rough Trade Records eine gute Wahl. Sollte man das Quartett zeitlich versuchen einzuordnen, würden vielleicht viele auf Mitte bis Ende der 80er Jahre tippen, um den unterkühlten und monotonen Klang von Post-Punk, das Schrammelige und den Jangle-Pop der C-86-Bands und die verträumten, verhallten Anfänge des Shoegaze mit einzubeziehen.

Chris Campion, Liza Harvey, Danny Venzin und Michael Whitney bilden zusammen die Band Nite Fields, die aus Brisbane stammt, aber mittlerweile in Sydney residiert, und mit "Depersonalisation" nun ihr erstes Album veröffentlicht hat. Freunde düsterer, schwermütiger und sphärischer Klänge zwischen Joy Division, The Cure, The House Of Love, The Jesus And Mary Chain und The Church können das Album (9 Songs in 34 Minuten, denen man die erste Single "Vacation" durchaus noch hätte hinzufügen können) über Bandcamp als Download (8 €), CD im Digi-Pack (18 €) und LP (30 €, jeweils inkl. Versandkosten) beziehen. 

Als Anspieltipps seien das akustisch-melancholische "Like A Drone" und das poppig-eingängige "You I Never Knew" genannt. Nicht umsonst wurde dieser Song neben "Prescription" als Single ausgesucht.
Nach dem Hören von "Depersonalisation" dreht man das Cover besser um 180 Grad, denn hier behält eindeutig das Schwarze die Oberhand.




The sweeping synths and deep bass on intro track “Depersonalised” give way to the ringing opening guitar line of “Fill The Void”, where depressed vocals and driving bass lines make for an obvious initial comparison to Joy Division, though the reverb-soaked guitar chords and beautiful melodic instrumental work that build throughout the song takes it in an entirely different and satisfying new direction. “You I Never Knew” is a bittersweet pop song with parallel guitar lines dancing around a relentless military beat, while “Come Down” carves an achingly beautiful melody out of wall-of-noise reverb, cutting guitar, and heavy rhythmic drumming, showing off the band’s masterful combination of dark ambiance and memorable pop song writing.

Like Joy Division, most of the songs are driven on by drums and bass. But where Nite Fields differentiate themselves is through their understanding of melody and harmony, with repeating swirling guitar riffs and icy reverb, over hypnagogic monotone vocals. There are a few surprises on this release, like the clean-sounding traditional goth rock of “Prescription” or the psych-acoustic folk of “Like A Drone”, but generally the revels in a consistent and melancholy shoegaze. Rarely do you hear this type of music sounding so detailed and clear, but Nite Fields have avoided the propensity of similarly-inspired indie bands to bury their intricacies in fuzz,. It’s a wonderful mix of high-quality mixing, nostalgic influences, honest lyricism, and emotional vocals, making for an inspiring debut.
(life is noise)




“Fill the Void” is the first time we hear a human voice, and we barely place its latency as it hugs the backdrop of a distant bass guitar. Somewhere between Nick Cave and Morrissey, vocalist Danny Venzin doesn't quite sing, rather, he mourns with an alluring grace that haunts. It's difficult to pinpoint individual instruments due to the reverb and a lo-fi quality. As a result, “Fill the Void” is just that: an abyss so vast that sounds bounce back and forth before getting lost in an amorphous cloud of energy and noise.

Most of the album plays out like this; each track resembling a psych-rock, dream-pop outro of sorts. “Come Down” is another track that casts moody shadows as it nestles between similarly reverberated tracks, but alternatively, more upbeat ones, like “Pay For Strangers.” This short, but sweet, song is timid, yet warmer than previous tunes. Despite an awkward tempo hiccup between an ambient guitar and a more structured bass drum around the first minute, the track resolves in a refreshing glow that counters the melancholic, broody songs that came before.

“You I Never Knew” is the single from Depersonalisation, and it should be. It's the song with the most structure and probably the clearest vocals, making it perfect for new listeners to grasp onto. A moderately tempo-ed drumset keeps the track lively, while the bassline and the guitar swirl around droning vocals that sing of “missed connections.”

Depersonalisation is an album that's less about music and more about an ambiance. In this way, it can be a tad boring and hard to grasp; a sort of “background music” that isn't exactly dismissable, but not always memorable or enticing either. However, to give credit where credit is due, Depersonalisation is an ethereal piece of work that floats somewhere overhead, regurgitating a mood and painting an atmosphere, leaving the listener a shade darker with each listen.
(in your speakers)


“Die Band hier heißt Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen – ich glaube, davor hab ich Angst!” “Hm... schick ...





















“Die Band hier heißt Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen – ich glaube, davor hab ich Angst!”
“Hm... schick das mal dem Joerg, der findet das bestimmt gut. Der findet so Punkzeugs immer gut.“

Und so landete die “Die Biellmann-Pirouette“ schließlich auf meinen Schreibtisch. Was für ein Glück.

Musikalisch bewegen sich KZIMALPP auf mal mehr, mal weniger melodiösen Post-Punk-Pfaden zwischen schrammeligen Gitarren und sparsamer aber umso effizienterer Elektronik. Das klingt mal nach The Fall, Oma Hans oder Trend, mal nach den wenigen guten Momenten von Olli Schulz, ist musikalisch aber immer kantig genug, um auch ausgekochte Schubladen zur Verzweiflung zu bringen. Dabei hat das schlagzeugerlose Trio den ein oder anderen mindestens mittelgroßen Hit im Gepäck: Das kettcarige “60 Watt Sonne“ zum Beispiel oder das fast schon episch arrangierte “Dem Teufel Geld“. Oder “Halbe Stadt von unten“ oder “Du so als würdest Du noch schlafen“ oder oder oder. Textlich punkten die zwölf Songs des Albums durch eine sympathische Sperrigkeit, die sich angenehm vom ermüdenden Feinschliff anderer Bands abhebt. KZIMALPP sind clever aber nicht zu verkopft und wissen, wie viel man erzählen kann, ohne am Ende als Idiot dazustehen.  

“Keine Zähne im Maul Aber La Paloma Pfeifen“ sind genau das, worauf man als nicht ganz verblödeter punk- und biersozialisierter Enddreißiger bis Mittvierziger gewartet hat, wenn einem Turbostatt irgendwie zu süß und hip sind (man die natürlich trotzdem super findet, Ihr wisst was ich meine), man aber trotzdem nicht immer nur die gleichen alten Platten hören will.   

“Die Biellmann-Pirouette“ schließt, bis auf die etwas detailverliebtere Produktion, an den Vorgänger “Postsexuell“ an, den man alleine schon für den Überhit “Leb so, dass es alle wissen wollen“ im Plattenregal stehen haben sollte. 




Nun erscheint mit die „Die Biellmann-Pirouette“ das zweite Album der Norddeutschen – gewohnt sperrig und mit der ein oder anderen eher anstrengenden Wendung. Für Musikjournalisten ist solch ein Album eigentlich eine Zumutung. Ein Genre-Mix, den man kaum in Worte fassen kann, ohne sich damit zu blamieren. Dazu kommen Texte, bei denen man nie weiß, ob sie nun bitterernst gemeint sind oder der Schalk im Nacken der Musiker doch die Oberhand gewonnen hat.

Versucht man die Musik doch irgendwie in Worte zu fassen, müssen Begriffe wie Postrock, Punkrock und Wave fallen. Der Rezensent sollte auf die Elektro-Sounds hinweisen, die tatsächlich zu einer Art Trademark werden. Genau wie die rotzige Stimme von Sänger und Gitarrist Jochen Gäde, der gesanglich immer wieder von Schlagzeuger Steffen Frahm unterstützt wird. Dass die Band zu allem Überfluss auch noch ein Händchen für feine Melodien hat, beweist sie bei „Das sind auch nur Existenzen“ und „Halbe Stadt von unten“. Hier sollte man dann auch Bassist Lars Stuhlmacher mit Namen nennen, schließlich lebt der Song zum Großteil von dem knarzigen Bass-Sound während der Strophe.

Am Ende schaffen es Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen das Niveau des Debütalbums zu halten. Der ganz große Moment fehlt zwar (noch), aber ein Werk wie dieses erschließt sich eben nicht nach dem dritten Hördurchgang.
(crazewire)




Tourdaten:
21.03. Kiel – Hansa 48 (Record Release Party)
02.04. Flensburg – Kühlhaus
15.04. Bonn – Bla
16.04. Wiesbaden – Kulturpalast
17.04. Trier – ExHaus
06.05. Mannheim – Zum Teufel
07.05. Nürnberg – Stereo
08.05. Darmstadt – Künstlerkeller
14.05. Erfurt – Cafe Tikolor
15.05. Stuttgart – Goldmarks
16.05. Karlsruhe – Kohi
24.06. Kiel – Freilichtbühne Krusenkoppel


Subway ist seit Ende 2010 die Fastfoodkette mit den weltweit meisten Restaurants. Allein in Deutschland gibt es 592...























Subway ist seit Ende 2010 die Fastfoodkette mit den weltweit meisten Restaurants. Allein in Deutschland gibt es 592 Filialen. Während die Mitarbeiter Sandwitches, Wraps oder Salate zubereiten, wird der Laden selbstverständlich ausschließlich mit der Musik von The Subways beschallt. Nachdem deren letztes Album "Money And Celebrity" bereits vier Jahre zurück liegt, können es die Sandwichmacher vermutlich nicht mehr hören und sind dankbar für neue Hits im Stile von "Oh Yeah" oder "Rock & Roll Queen".

Nun sind The Subways eben The Subways und nicht gerade für große Neuerungen und bewegende Innovationen in ihrem Mix aus Indie-, Garage- und Punk-Rock bekannt. Selbst für den Albumtitel ist ihnen diesmal nicht viel eingefallen. Aber oftmals wird der Bandname als Albumtitel gewählt, wenn eine Neufindung oder Rückkehr zu den Wurzeln angezeigt werden soll. Im Falle von Billy Lunn (Gesang, Gitarre), Josh Morgan (Schlagzeug) und Charlotte Cooper (Bass, Gesang) heißt dies, dass sie selbst als Produzenten fungieren und so rockig, dynamisch und rau klingen wie zuletzt auf ihrem Debütalbum "Young And Eternity" (2006).

Fans der Band werden nicht nur "My Heart Is Pumping To A Brand New Beat" begeistert mitgrölen, wirklich brandneu ist hier aber nichts. Die Mitarbeiter von Subway werden es bestätigen können und vermutlich "Because Of You (Negative Love)", den einzigen zurückgenommenen, akustischen Song der Platte wieder und wieder laufen lassen. 

Die Anzahl der Schnellrestaurants der Kette Subway sinkt in Deutschland übrigens seit 2010 beträchtlich. Das soll an internen Streitigkeiten der Franchisenehmer mit dem Unternehmen liegen, könnte aber auch in der Musikauswahl begründet sein. 




Ansonsten stehen die Zeichen aber klar auf Rock. Schon der Opener "My heart is pumping to a brand new beat" tritt das Gaspedal durch. Lunn schrubbt One-Note-Riffs herunter, kratzt und bellt, während Bassistin Charlotte Cooper die "Ooh-ooh"s beisteuert. Auf diesem Terrain lassen die Briten traditionell nichts anbrennen, und auch im folgenden "I'm in love and it's burning in my soul" bestellen sie gekonnt den Acker – selbst wenn die Strophen hier gegenüber dem von Cooper gesungenen Refrain deutlich abfallen.

Ähnlich beschwingt geht es weiter: "Taking all the blame" grüßt als nette Ohrwurm-Single von nebenan in bester "Alright"-Tradition. Den größeren Effekt erzielt jedoch das geradeheraus rockende "Dirty muddy paws" mit staubtrockenem Garagen-Beat und gut geölten Gitarren. Dass viele der folgenden Songs irgendwie ähnlich klingen, mag für anspruchsvolle Hörer ein Problem darstellen. Nüchtern betrachtet sind "Good times" oder das eintönige Geschepper von "We get around" auch weniger gut als etwa der knackige, eingängige Zweiminüter "Just like Jude". Nüchtern betrachtet wirkt auch Lunns Hochspannungs-Gekreische an mancher Stelle deplatziert. Die nüchterne Herangehensweise kann man sich allerdings durchaus schenken, denn ein Album wie "The Subways" lebt weniger von Abwechslung und virtuosen Arrangements als von seiner Stimmung. Und selten war es so erfrischend, einer Band beim Abgehen zuzuhören. Welche Last auch immer zuletzt auf ihren Schultern gelegen haben, sie wurde offenbar im Gitarrenmeer versenkt. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass wir uns nicht auch mal über ein etwas reiferes Werk freuen würden. 
(Plattentests)


The Subways in Deutschland:
17.02.15 Dresden, Alter Schlachthof
20.02.15 Berlin, Huxleys
21.02.15 Erfurt, Stadtgarten
22.02.15 Nürnberg, Hirsch
02.03.15 München, Tonhalle
10.03.15 Köln, Stollwerck


William Morris war ein im 19. Jahrhundert lebender britischer Maler, Architekt, Dichter, Kunstgewerbler, Ingenieur ...























William Morris war ein im 19. Jahrhundert lebender britischer Maler, Architekt, Dichter, Kunstgewerbler, Ingenieur und Drucker. Was das mit einem im 21. Jahrhundert erscheinenden Album zu tun hat? Ganz einfach: Morris war zudem einer der Begründer der sozialistischen Bewegung in Großbritannien und verfasste die "Chants For Socialists", Texte, die zu populären Melodien gesungen wurden. Nun stieß Darren Hayman, der ehemalige Kopf von Hefner, auf die Textsammlung, vertonte diese und passte sie an:

In 2012, I found a photocopied leaflet in the William Morris Gallery, in Walthamstow, called ‘Chants for Socialists’. It struck me as a bold and divisive title. Not one you would be likely to find on a record or CD today. 
There are very few of my contemporaries that sing political songs and I understand why. Today’s politics can be very nuanced and personal. The way we discuss today’s problems can be hard to reduce to a song or short poem. Political songs can be gauche and hectoring. I struggle myself, and can only really claim to have written a handful of overtly political songs over a 15-album career. 
William Morris wrote these lyrics in the late 19th century; they were to be sung to the popular tunes of the times. In only two cases did he specify a particular melody. I saw these as ‘emergency’ protest songs, something to draw on in times of strife. I think we are in troubled times. I regard these as useful lyrics. 

"Chants For Socialists" wurde in zwei früheren Wohnhäusern von Morris aufgenommen, die Hüllen der limitierten Vinyl-Ausgabe wurden mit dessen Presse gedruckt und Hayman nutzte auch Morris' ehemaliges Klavier für die Aufnahmen. Morris wollte, dass seine Texte von Gemeinschaften gesungen würden und so lud Hayman Interessierte zu den Aufnahmen ein, um mit ihnen den in jedem Song auftretenden Chorgesang einzuüben und aufzunehmen. 

Mit "Awake London Lads" eröffnet ein A capella-Song das Album, der so auch auf einem Album der politisch ähnlich orientierten Chumbawamba sein könnte. Nach dem Teenage Fanclub-mäßigen Jangle-Pop von ""May Day 1894" gibt es eher getragende, folkige Protestsongs zur Begleitung von akustischer Gitarre, Bass, Piano, dezenten Streichern sowie Bläsern und allgegenwärtigem Chorgesang, an denen Billy Bragg sicherlich seine Freude hätte.  

Die Entstehung von "Chants For Socialists" wurde in einem eigenen Blog dokumentiert. Die 10 Songs sind als CD oder LP erhältlich - und wie es sich für wahre Sozialisten gehört - im "Bezahl was du möchtest (oder kannst)"-Modus als Download erhältlich.




They’re great melodies as well - melodies to match Morris’s spirit. This is the cleanest and warmest Hayman has sounded in years, from the sparkling riff that motors along in ‘Mayday 1894’ to the lovely, hymnal ‘A Death Song’ and the rat-a-tat waltz of ‘Down Among The Dead Men.’

There’s a satisfying match of form and function here. The album’s stirring, massed choral peaks feature a choir recruited from Hayman’s local fanbase with musical ability no consideration at all, giving those sections an honesty and endearing lack of polish. This is the “rolling ocean, the giant wave” he sings of on ‘The March Of The People’- it really is “the workers marching on.” The result is an album that we can all take ownership of- we could all have been a part of it had we been walking past at the right time. It’s real leftist ideas generating real art. (...)

Hayman has given us a beautifully crafted love-letter to the real humanity that is the soul and centre of socialism, both sad and sweet, melancholy and inspiring - a collection of songs that belong to everyone and cement Hayman’s place as a nationalised treasure.
(Drowned In Sound)




Awake London Lads, not actually part of Morris’ “socialist” collection, but one of his earlier political poems, sets the scene – apparently acapella to attract attention to its rallying call. The remaining arrangements all fall within the gentler end of Hayman’s oeuvre, seemingly an attempt to focus the listener’s attention on the lyrics. At times naive, at others damning of society as Morris saw it, these words are filled with a sense of hope and optimism that make the album alternately bring a tear to the eye and a smile to the face.

Hayman’s best work has always been based on what’s left unsaid. When questioned about the source material, Hayman replied “I think we are in troubled times. I regard these as useful lyrics.” Towards the middle of the album, mortality becomes a common theme, with Down Among The Dead Men and A Death Song subsequent track titles. Here, the original texts are barely recognisable, yet their core message remains intact. A Death Song’s simple piano chords, sing-along refrain and groaning strings fully encourage introspection. It’s easy and rewarding to read between the lines on Chants For Socialists.
(Echoes And Dust)


Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Obwohl Marika Louise Hackman heute erst 23 Jahre alt geworden ist, hat sie s...























Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Obwohl Marika Louise Hackman heute erst 23 Jahre alt geworden ist, hat sie schon einiges erlebt und geleistet:
Mit 18 hat sie sich gegen ein Studium und für das Leben als Musikerin entschieden. Ein ehemaliger Mitschüler, der Singer/Songwriter Johnny Flynn, brachte sie bei dem ihn betreuenden Label unter und produzierte vor 3 Jahren ihre Debütsingle. Die britische Fashion-Marke Burberry wurde auf die Künstlerin aufmerksam, wählte Marika Hackman als eines der Gesichter einer Werbe-Kampagne aus und setzte zwei ihrer Songs zur Promotion ein. 
Nach einer Cover-EP mit 5 Songs von Warpaint, Nirvana, Nico, The Knife und Dusty Springfield, erschien vor fast genau zwei Jahren ein erstes Mini-Album ("That Iron Taste"), das von Charlie Andrew (Alt-J) produziert wurde. Es folgten eine Tour mit Laura Marling, zwei weitere EPs ("Sugar Blind" und "Deaf Heart", die jeweils 3 neue Songs und ein Cover (Joanna Newsom bzw. Lykke Li) beinhalteten) und ein Gastauftritt im Song "Warm Foothills" auf dem zweiten Album von Alt-J.

Ihr Debütalbum "We Slept At Last" erschien in England einen Tag vor ihrem Geburtstag, wurde erneut  von Charlie Andrew produziert, lässt ihre zuvor veröffentlichten 13 eigenen Songs außen vor und verzichtet auch auf Hackmans Hang zu Cover-Versionen. Alle, die sich das neue Album von Laura Marling ("Short Movie" wird am 20. März erscheinen) zulegen werden, und entspannten, unaufgeregten Folk zu schätzen wissen, sollten auch zu "We Slept At Last" greifen.  




Der seichte Niedergang in "Drown" etwa ist von vorne bis hinten so schön in Szene gesetzt, dass der Rettungsanker an des Hörers Hand wie gebannt kleben bleibt. Die Hi-Hat erstickt sanft unter einem Kissen, und an der Seite spannungsgeladenen Zupfens schaufelt die doomige Atmosphäre ein Häufchen Erde auf verchromte Zeilen wie aus einem Moritat: "I'll drown in your mind / I know I will, I will / And suffocate in your smoke / Die stuffing my lungs with their fill." Unker einer Folk-Nebelkerze sehen diese hier bereits im Nichts abbrennen.

"We slept at last" enthält zwar viel akustisches Material, so wie etwa "Claude's girl", ist überdies aber oftmals sehr feingliedrig aufgestellt. "Ophelia" beginnt mit der Zeile "She who walks alone in life" textlich und musikalisch in der Isolation und erarbeitet sich einen herrlichen Aufbau mit unterdrückten Bläsern, die auch in "Before I sleep" nebst singulären Streichertönen auftauchen. Den nach "Bath is black" von ihrer EP "That iron taste" durchaus möglichen Weg Richtung Folk-Pop bremst dann spätestens "Open wide" aus. Das ist Acoustic-Grunge, der in der zweiten Hälfte des Albums durchaus häufiger hätte auftreten dürfen. (...)

So hören wir die 22-Jährige mit Sivu im Duett, eine Sitar spielen, in "Monday afternoon" mit Flöte auf den Spuren von Nick Drake, tropikal angehaucht in "Animal fear" und in "Undone, undress" zu schleppender Rhythmik mit Soap & Skin im Geiste eisennägelkauende Schafe zählen. Wer zuletzt schläft, schläft am besten.
(Plattentests)




Die Spannung, die ihre ersten, morbid schönen Gehversuche prägte, geht hier jedoch leider verloren. Die eine oder andere Ecke oder Kante hätte den Songs gutgetan. Dramaturgisch vielversprechende Ansätze wie »Ophelia« oder »Drown« sind zu verhalten und zu zaghaft. Einzig bei »Animal Fear« und »Monday Afternoon« geht Marika Hackman über die volle Distanz und gibt ihren Stücken den nötigen Raum zur Entfaltung. So wirkt »We Slept At Last« über weite Strecken wie ein Sonntagsausflug bei angezogener Handbremse. Angenehm, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass hier mehr drin gewesen wäre.
(intro)


Mein Bruder Joerg hat sich in die Zuckerfabrik begeben: Ich glaube, ich habe noch über kein Kante-Album geschrie...






















Mein Bruder Joerg hat sich in die Zuckerfabrik begeben:

Ich glaube, ich habe noch über kein Kante-Album geschrieben und tue mich damit auch ein wenig schwer. Ganz einfach, weil mich die stilistische Ungreifbarkeit und Diversität der Band immer ziemlich forderte und, bei aller Euphorie beim Hören von Hits wie „Paradizer“ (auf „Zwischen den Orten“, 1997), „Die Summer der einzelnen Teile“ oder „Im ersten Licht“ (beide auf „Zweilicht“, 2001), zum Teil auch meine Geduld strapazierte. Aber wie das so oft ist, wenn man sich komplett auf eine Sache, eine Person oder ganz einfach eine Band einlässt, wird man am Ende belohnt und findet zwischen den offensichtlich großen Momenten immer wieder neue kleine Perlen. Vermutlich habe ich alle Kante LPs (bis auf das 2007er Album „Kante plays Rhythmus Berlin“, das komplett an mir vorbeiging) hundertfach gehört. Und trotzdem entdecke ich auch jetzt noch musikalische Themen und Sätze, die mir früher nicht aufgefallen waren. 

Aber wir waren ja beim aktuellen Longplayer und nicht beim Backkatalog. Zu allererst fiel mir die überraschend große Menge an Stücken auf. Waren auf den Vorgängern immer “nur“ sieben Stücke zu finden, sind es auf „In der Zuckerfabrik“ derer gleich fünfzehn. Ein Kante-Doppelalbum sozusagen. Musikalisch bleiben sich Kante weitestgehend treu, wenngleich einige der Titel noch ein wenig vertrackter daherkommen, als man es gewohnt war. Diese neue Sperrigkeit steht der Band gut und erinnert in manchen Momenten an die großartigen Cpt Kirk &. 
Die offensichtlichen Hits, „Wenn ich Dich begehre gegen jede Vernunft“, „Lied von der Zuckerfabrik“ und „Das Erdbeben von Lissabon“, kommen angenehm nah an die späten Blumfeld heran, bei denen Kantes Sänger und Gitarrist Peter Theissen mehrere Jahre Bass spielte. 
Textlich bleiben Kante bei der gewohnten Schwere, für die man die Band einfach mögen (wenn nicht lieben) muss. Die Liner-Notes beziehen sich auf Voltaire, Goethe und Brecht, was im Zusammenhang mit der Theatertätigkeit der Band in den vergangenen Jahren durchaus Sinn ergibt und das Album noch mal in ein völlig anderes Licht rückt. Vielleicht sollte ich Presseinfos in Zukunft vor dem Schreiben der Reviews lesen. Vielleicht aber auch nicht.


Man hört einiges an Musik, die ganz offensichtlich nicht für den häuslichen Hörgenuss entwickelt wurde, wie etwa die etwas sperrigen Stücke zu Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ nach der Partitur von Paul Dessau, in denen mal schräg zu jazzigen Versatzstücken gequäkt („Das Lied vom Sankt Nimmerleinstag“), mal zu düsteren Klangatmosphären rezitiert („Arioso der Shen Te“), mal das proletarische Protestlied musikalisch upgedatet wird („Lied vom achten Elefanten“). Andererseits sind da nicht wenige Songs, die uns endlich, endlich diesen typisch satten Kante-Sound zurückbringen. Der eröffnende Titelsong zu Voltaires Romanparodie „Candide oder der Optimismus“ (in welchem Thiessen in die Rolle eines entflohenen Sklaven schlüpft) ist so ein Stück, das mit seinem wuchtigen Drive, seinen Bottleneck-Gitarrensounds, seinen erhabenen Bläserarrangements für all das steht, was das Klangbild dieser Band auszeichnet: Kraft, Opulenz, stilis tische Beweglichkeit, Innovationslust, Liebe zum Detail.

Im Folgenden wird mit „Morgensonne“ aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ der Hochkultur-Muff aus dem Theatersaal gerockt, dass es nur so eine Art hat; wird mit „Das Erdbeben von Lissabon“ ein Langgedicht Voltaires mittels eines derart lässigen Mali-Grooves vertont, dass man schon mal ein Interesse an Langgedichten aus dem 18. Jahrhundert entwickeln kann; werden mit „Donaudelta“ aus dem Handke-Stück die großen Flussdeltas dieser Welt zu einer Musik besungen, die einen auf sanften Harmoniegesangswellen davonträgt; findet sich mit „Wenn ich dich begehre gegen jede Vernunft“ eine Ballade auf diesem Album, die man bereits jetzt guten Gewissens zu den ergreifendsten Liebesliedern dieses Jahres zählen darf. In naher Zukunft soll übrigens ein reguläres Kante-Album folgen.
(musikexpress)





Offenbar wachsen auch einem Thiessen, immer noch einer der besten Texter zwischen Flensburg und Kempten, die Bühnenvorlagen zunehmend über den Kopf. Er zwängt und verbiegt sich, gerne mal zweisprachig, verästelt seine Sätze ins Undurchdringbare, während sich die Band im Hintergrund mit ihren Arrangements am konventionsbrechenden Diktat des Bühnenkontextes abmüht.

Sofern man dies nicht als – schauder – »Kunstprojekt« versteht und wenn der Novelty-Effekt abebbt, bleibt diese Kompilation frustrierend blutleer. Von psychotischer Tropicalia, Tuba-Elefanten, Todesgeistern, Exorzismen nach dem Markus-Evangelium mit Heliumstimme und dem unsäglichen Feuerzeugschunkler »Donaudelta« hat man schneller als erwartet genug gehört. Man freut sich schon auf all die glückselig durcheinander purzelnden Feuilletonkritiker – und steckt demonstrativ Zombi in den Abspielkasten.
(spex)



Es ist nicht immer einfach bei Singer/Songwritern Alleinstellungsmerkmale zu entdecken. In der Pressemitteilung zu H...






















Es ist nicht immer einfach bei Singer/Songwritern Alleinstellungsmerkmale zu entdecken. In der Pressemitteilung zu H. Hawkline gelingt dies durch den Hinweis auf eine Parallele zwischen dem Lebenslauf des Musikers Huw Gwynfryn Evans und seiner Musik: Evans aka H. Hawkline wuchs in Wales auf und im Jahr 2013 zog er nach Los Angeles. Die Kombination aus walisischer Bodenständigkeit und kalifornischem Optimismus soll sich auf den musikalischen Output in Form von “In the pink of condition” durchgeschlagen haben. Und mit etwas gutem Willem kann ich dieser Idee folgen. Dieses dritte Album des Musikers bietet verschrobenen Indierock, nachdenkliche Singer/Songwriter Momente, erfrischenden Indiepop und auch glasklaren Pop. 

Durch diese Abwechslung weiß mich “In the pink of condition” einen Tick mehr zu begeistern als das ein oder andere eintöniger geratene Album anderer Männer mit Gitarre. 

Produziert wurde “In the pink of condition” von Cate Le Bon. Mit ihr verbinden Evans nicht nur Herkunft und Wohnort. Cate Le Bon hat ebenfalls bereits drei Alben veröffentlicht, Evans übernahm die Gitarrenparts auf ihrem aktuellen “Mug museum” aus dem Jahr 2013. Im gleichen Jahr steuerte Le Bon den Gesang zum Song “4 lonely roads” der Manic Street Preachers auf deren Album “Rewind the film” bei. Neon Neon greifen ebenfalls gerne auf ihre Gesangsbeiträge zurück, so z. B. auf "Praxis makes perfect".

In the Pink of Condition is a carousel of wiry weirdo pop that references Paul McCartney’s Ram. It is warm and cosy like Linda’s lentil stew and woolly jumpers, or perhaps the sun-dappled LA streets this album was conceived on. Sharing the gawky, oddball qualities of the Kinks, XTC, Ariel Pink and Belle and Sebastian, its gently groovy sounds are best heard on Everybody’s On the Line and Moons in My Mirror – so cleverly constructed and quintessentially kooky that you half expect to hear John Peel poring over its excellence in the pauses between tracks.

Besonders gut gefallen mir “Everybody’s on the line”, “Moons in my mirror”, “Ringfinger” und “Spooky dog”. 



Das Video zu “Spooky dog”:

Was Musik angeht können Schweden ja alles. Pop haben sie selbst erfunden, alle anderen Musikrichtungen haben sie perfektioniert. Alle ande...



Was Musik angeht können Schweden ja alles. Pop haben sie selbst erfunden, alle anderen Musikrichtungen haben sie perfektioniert. Alle anderen? Offenbar ja. Eigentlich wollte ich schreiben, dass mir bisher keine schwedische Americana-Band unterkam – bis mir Holmes wieder einfiel. Man kann aber nicht sagen, dass New Partner in die Fußstapfen, die Holmes hinterließen, treten, denn wenn Holmes die Sneaker des schwedischen Americana waren, dann sind New Partner die Holzfäller-Boots.

Die Platte startet mit "Every Horse Will Break" und man fühlt sich angenehm an die Willard Grant Conspiracy erinnert, deren Album "Flying Low" ich seit 1998 rauf und runter höre. (Was daran liegt, dass ich bewusst kein anderes von ihnen kenne. Außerdem ist das Album so gut, dass ich auch gar kein anderes von ihnen brauche.) "Angel" muss man allein deswegen mögen, weil "Sebastian" von Steve Harley durchblitzt. Und mit "Leaving" folgt einer der stärksten Songs des Albums:


New Partner - Leaving. from New Partner on Vimeo.


Und so zappeln Björn Wahlström und seine Band sich weiter durch Country, Folk und Rock.

Die Mitglieder des Kollektivs sind für den aufmerksamen Konsumenten südschwedischer Musik gewiss keine Unbekannten, tummeln sich mit Ruppel und Stefan von Grant Creon, oder Per von Bring The Mourning On und Golden Kanine doch weitere bekannte Gesichter um besagten Björn Wahlström. […] Signifikant ist der Gesanng, der zur gleichen Zeit rau und wild – aber auch zärtlich und zu Tränen rührend daher kommt. Wahlström flüstert, er schreit. […] Er singt nicht mit seinem Mund. Er singt durch ein Loch in seinem Bauch. (finestvinyl.de)

Feedback-Fanatiker und Noisattacken-Nerds dürfen frohlocken, denn A Place To Bury Strangers legen auf ihrem vierte...























Feedback-Fanatiker und Noisattacken-Nerds dürfen frohlocken, denn A Place To Bury Strangers legen auf ihrem vierten Album noch einmal eine Schippe drauf. 

Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Shoegaze-Umfeld (My Bloody Valentine, The Jesus & Mary Chain, Spaceman 3) dürfen diesmal aufgrund der brachialen Einschläge und ungestümen Angriffe aufs Trommelfeld sowie zentrale Nervensystem vermehrt Primal Scream, Nine Inch Nails oder sogar Swans genannt werden, um das Treiben des Trios aus Brooklyn zu beschreiben. Wer den Selbstversuch wagen möchte, sollte vielleicht mit den etwas zahmeren "What We Don't See" oder "We've Come So Far" beginnen. Oliver Ackerman (Gitarre, Gesang), Dion Lunadon (Bass) und Robi Gonzales (Schlagzeug) haben sich die härtesten Prüfungen ("I'm So Clean", "Fill The Void" und "I Will Die") für den Schluss des Albums aufgehoben. 

Nach den letzten Tönen von "I Will Die" werden unvorbereitete Hörer vielleicht den gleichen Wunsch verspüren, andere überprüfen wohlmöglich, ob ihre Lautsprecher noch funktionieren und nicht die Membranen zerfetzt wurden, und die eingangs erwähnten Zielgruppen wird die bunte Vinyl-Platte wieder umdrehen und den Höllenritt erneut wagen. 

"Transfixiation" ist ein wütender, lärmender Moloch aus Noise-Rock, Industrial und Shoegaze, der seit gestern in den Plattenläden steht. 




Während die internationalen Kritiken nicht berauschend sind (60/100 Punkten bei Metacritics), vergibt der Musikexpress 5 Sterne:
Der psychedelische Anteil kommt stark zum Vorschein, es wirkt alles verschwommen und wird von quengelnden Noise-Kulissen zerfräst. Natürlich geht es in „We’ve Come So Far“ oder „I’m So Clean“ auch einpeitschender und ekstatischer zu und schrecken diese Männer dann auch nicht vor den Höhen der Dezibelskala zurück. Trotzdem bleiben die verträumte Fins ternis von The Jesus & Mary Chain und die losgelöste Art von Spacemen 3 ein Thema. Ackermann suchte immer wieder nach der Feinabstimmung zwischen den Tracks. Am Ende hat er sie gefunden.

Kerstin von Sublime schreibt bei intro folgendes:
Ackermann, der nebenbei einzigartige Custom Pedals für musikalische Seelenverwandte wie My Bloody Valentine oder Nine Inch Nails – allesamt Musiker, die die Schönheit des Lärms Schicht für Schicht in ihren Songs herausarbeiten – baut, hat eh sein ganzes Leben der Erweckung eines Höllenlärms gewidmet. Auf »Transfixiation« geht dieses handwerkliche Herausmeißeln von Klängen simpel und hart vonstatten. Vor allem auf der Bühne wird dieser Industrial-Shoegaze dann körperlich spürbar: Die skelettierten Melodien kriechen in die Eingeweide der Hörer, wo sie sich festkrallen und entweder eine kalte Angst oder ein wohliges Wummern verbreiten. 

Der Albumtitel ist damit wegweisend, denn ein derart durchdringender und -bohrender Sound wie hier ist den Brooklynern bisher noch nicht gelungen. Vor allem auf »What We Don’t See« wird das deutlich: Der Song wabert und sägt so schön lärmend vor sich hin, wie das einst nur Medicine mit ihren irritierenden Lärmschichten konnten. A Place To Bury Strangers geben den Noise-Süchtigen damit eine neue und wirksame Medizin.


A Place To Bury Strangers in Deutschland:
19.04.15 München, Strom
21.04.15 Berlin, Lido
22.04.15 Köln, Underground
27.04.15 Hamburg, Hafenklang

Vor nicht mal einem Jahr erschien “Strange friend” der Glasgower Phantom Band . Die Aufnahmen zu diesem dritten Albu...






















Vor nicht mal einem Jahr erschien “Strange friend” der Glasgower Phantom Band. Die Aufnahmen zu diesem dritten Album waren offensichtlich so produktiv, dass es auch noch zu einem nach Angaben der Band “bösen Zwillingsbruder” in Form von “Fears trending” reichte. Das Debüt “Checkmate savage” aus dem Jahr 2009 hat mir recht gut gefallen und ich kam zu diesem Schluss:
Die Jungs aus Glasgow klingen mal nach Gomez, mal nach der Beta Band, ab und zu aber auch wie Queens Of The Stone Age in einer Light-Variante. Der Gesang erinnert erfreulich oft an Mark Lanegan. Die Songs erinnern zum Teil an Jam-Sessions, aber sobald die Musik verschroben wird, greift sich irgendein treibendes Element (häufig basslastig) den Hörer und reißt ihn mit.
Danach verlor ich The Phantom Band aus den Augen. Und nun, nachdem ich das vierte Werk “Fears trending” gehört habe kann ich feststellen: Entweder die Band ist zur ihren Wurzeln zurückgekehrt oder ich habe keine weltbewegenede Weiterentwicklung verpasst. Vor allem der Vergleich zu Stoner Rock und Mark Lanegan (höre den Song “Denise Hopper”) drängt sich weiterhin auf. 

Mir gefiel “Fears trending” sehr gut bis mir bewusst wurde, dass es “Checkmate savage” sehr ähnlich ist. Aber im Zyklus von fünf Jahren lasse ich mir eine solche Kontinuität gerne gefallen. Nur frage ich mich, ob ich neugierig werden sollte auf die beiden Alben dazwischen… irgendwie nicht. Aber mit Mark Lanegans “Phantom radio” aus dem letzten Jahr kann es locker mithalten. 

Besonders aufgefallen sind mir die Songs “Tender castle”, “Denise Hopper”, “Black tape” und “The Kingfisher” (klingt nach Nick Cave). 

Der Musikexpress vergleicht mit dem Vorgänger "Strange friend":
Das im vergangenen Frühjahr veröffentliche Album Strange Friend war insofern seltsam, weil in ihm verglichen mit den vorangegangenen Arbeiten weniger Abenteuerlust steckte. Es gab Songs, in denen die Rhythmusgruppe statisch bolzen durfte. Wie sich nun herausstellt, ging es auch um Material­trennung. Die Band hat festgestellt, dass sich ihre Songs grob unterteilen lassen, und am Ende zwei Alben daraus gemacht. Das träumerisch krautrockende Paket haben wir erhalten, jetzt folgen die kratzigeren Kompositionen. [...] Das Album zeigt, dass die Schotten den Weg der Vereinfachung nicht als neue idealtypische Route ansehen. Ecken und Kanten haben weiterhin Platz bei ihnen.

“The Kingfisher” live:

Coldplay (England) und Snow Patrol (Schottland/Nordirland) bekommen Konkurrenz aus Irland: Kodaline nennt sich das...























Coldplay (England) und Snow Patrol (Schottland/Nordirland) bekommen Konkurrenz aus Irland: Kodaline nennt sich das aus Steve Garrigan (Gesang), Mark Prendergast (Gitarre), Vinny May (Schlagzeug) und Jason Boland (Bass) bestehende Quartett, das sich bis 2011 noch 21 Demands nannte.

Auf ihrem zweiten Album "Coming Up For Air" ergänzen Kodaline nun ihren Stadion kompatiblen Rock mit elektronischen Klängen und Synthie-Experimenten, die einer Zusammenarbeit mit den Produzenten Garret "Jacknife" Lee (U2, R.E.M., Robbie Williams, New Order, Kasabian) und Jim Eliot (Ellie Goulding, Kylie Minogue) geschuldet sind. Hinzu kommen melodramatische Balladen, die die Streicher schwülstig aufspielen ("Better") oder mächtigen, gospelartigen Chorgesang ("Love Will Set You Free") auffahren lassen.

Die Single "Honest" könnte beim Radioeinsatz für Coldplay gehalten werden, "Ready" klingt nach einem mauen Song von den Killers, also so wie diese Band zuletzt eigentlich immer, und "Lost" könnte ein als zu glatt empfundenes Outtake von Muse durchgehen. Der Rest ist noch seichter und uninspirierter, so dass Fans von Maroon 5 oder OneRepublic sich vielleicht gemeinsam mit den typischen Radiohörern für Kodaline begeistern können.


If anything, Kodaline sound even bigger: vocalist Steve Garrigan sounds on the edge of a good cry, lyrical cliches strain for profundity (“You’ve gotta be tough if you wanna survive”) and producer Jacknife Lee has put them in an even larger wind tunnel than before. Human Again and Play the Game shift gear slightly, going for INXS/Bon Jovi-style brooding big rock. Still, if you’re after epic but slightly teary singalongs that tell you that you can’t hide this feeling, they are undoubtedly your men. There’s genuine emotion in the lovely, piano-led Everything Works Out in the End, which – like Snow Patrol’s Run – is the sort of song to give a troubled soul something to cling to.
(The Guardian)




With every timid opening second, in steps a chorus to make actual giants look timid in comparison. Not a single song passes without one final, bellowed out “woah-oooh-oooh,” the sound of rowdy football fans gone soft.

On ‘Unclear’, they master the balance between smart songwriting and unashamedly huge ambitions. Nothing on their debut gave hints of this exercise in restraint, which sadly only seems to strike the band in fleeting moments. Otherwise, it’s back to default mode. ‘Ready’ is a short-of-breath stomper from the opening second - all that’s missing is a guest guitar solo from Brian May. ‘Autopilot’ and ‘Better’ come close to hitting the right formula, but they end up simmering out into nothingness, the former’s title being sadly prophetic. That’s without mentioning ‘Play The Game’, a surefire add-on that shuns the band’s drippy but fairly decent staples for a sudden moment of sleaze rock, like if Gene Simmons had an acid flashback. It sounds criminally dated. 

They’re close to earning their arena status. There are moments on ‘Coming Up For Air’ that lay claim to a genuine force, the kind who’ve earned their Chris Martin-endorsed stripes. They’re yet to truly claim their own territory, though, and any attempts to reinvent the wheel fall flat with an almighty thud.
(DIY)