Wenn eine Band mit einer Sammlung ihrer B-Seiten ("Dead In The Boot", 2012) bereits ein bessere Platte ablief...

Elbow - The Take Off And Landing Of Everything



















Wenn eine Band mit einer Sammlung ihrer B-Seiten ("Dead In The Boot", 2012) bereits ein bessere Platte abliefert als viele ihrer Kollegen mit regulären Albumveröffentlichungen, dann darf sich die Konkurrenz warm anziehen, wenn nach 3 Jahren neues Material von Elbow erscheint.

Mit dem Titel für ihr sechstes Studioalbum haderten Elbow lange Zeit und so sollte es zunächst "All At Once", dann "Carry Her, Carry Me" heißen und kurz vor dem Release entschied man sich dann für das sperrige "The Take Off And Landing Of Everything". Mit den 10 Titel muss man nicht hadern. Ganz im Gegenteil. Im Musikjahr 2014 habe ich noch auf keinem Album (nein, auch nicht bei The Notwist) am Stück drei so starke, berührende, bewegende, herausragende, packende und in sich stimmige Songs wie "This Blue World", "Charge" und "Fly Boy Blue / Lunette" gehört. Immer bei dem Lied, das gerade läuft, denke ich, dass es am Ende des Jahres "The Take Off And Landing Of Everything" auf der CD mit meinen persönlichen Lieblingsliedern und -alben vertreten wird. Und dann kommt das nächste Lied...
Wer weiß, was es noch zu entdecken gibt, wenn ich irgendwann einmal über die ersten 3 Songs / 19 Minuten hinaus komme, ohne sie direkt wieder und wieder hören zu müssen?!   

Focus vergibt 9 von 10 Punkten:

Passend zum etwas sperrig klingenden Albumtitel erweitern Elbow ihre pathetisch wie melancholischen Hymnen um experimentelle Ausflüge ins Progressive, nur um nach den sorgsam eingebauten sperrigen, kalten Momenten um so warmherziger und einfühlsamer zurückzukommen.

Das herausragende „Fly Boy Blue/Lunette“ ist beispielhaft aus diesem Holz geschnitzt, wenn nach drei Minuten wüstem Gepolter Garveys verzerrte Stimme doch noch samtweich wird, und der Working-Class-Gentleman rührselig über das Leben zur Halbzeit sinniert.


Der Musikexpress kommt auf 4 von 6 Sternen:

So intensiv war der Aufnahmeprozess, dass die Gruppe aus Manchester am Ende unfähig war, einen Albumtitel zu finden: Zwischendrin hatte man drei verschiedene lanciert, am Ende ist es ein sehr langer geworden. Im gleichnamigen Song geht es um eine Freundin Garveys, die als Kind beim Start und der Landung des Fliegers ein Gebet gen Himmel schickte – und das auch heute noch tut.

Diese und weitere kleine Geschichten, die man niedlich oder auch romantisch finden kann, verpackt die Band in stilsichere, zumeist langsame und atmosphärische Songs. Wenn die Gitarre mal lauter wird, dann im Hintergrund; bei aller Pracht gibt es einige sehr intime Momente zu hören, die progrockige Doppelsuite „Fly Boy Blue/Lunette“ zum Beispiel oder den Abschluss „The Blanket Of Night“. Elbow sind dann am besten, wenn uns Garveys Stimme am nächsten kommt.


Der Guardian landet bei 5 von 6 Sternen:

Opener This Blue World is seven minutes long, and the grand musical reveal doesn't arrive until two minutes before the end: the melody suddenly attains a beautiful, vertical lift-off, soaring somewhere you didn't expect it to go. The title track is disrupted by erratic busts of a keyboard sound that conjures up the improbable image of John Cale in his full, black-clad, centre-parted Mephistophelean White Light/White Heat pomp being let loose on a church organ.

The album does provide surprises, albeit of the eyebrow-raising rather than jaw-dropping variety: Honey Sun's diversion into electronica, Colour Fields' lyric, which features Garvey apparently counselling a provincial town's bombshell to leave and seek her fortune amid the bright lights. Given how much of Elbow's back catalogue is concerned with telling you that you're always happiest among the people and places you know best, this seems faintly startling, a bit like Motörhead releasing a song on which Lemmy gruffly insists his audience stick to the goverment's weekly guidelines for alcohol consumption and consider switching to e-cigarettes.

(...) They may yet make a quintuple album that sounds like Skrillex, but Elbow don't really seem the kind of band that are ever going to throw a shocking curveball. They deal in solid dependability, a reliable standard of craftsmanship, rather than the springing of huge surprises. You could suggest that's a failing, but Elbow might reasonably point out that a resolutely unglamorous prog-influenced pub-philosopher quintet ending up one of Britain's biggest bands is a huge surprise in itself. And besides, when the standard of craftsmanship is as high as it is here – as when Fly Boy Blue/Lunette shifts from an idiosyncratic, Syd Barrettish ramble into a sweeping, gorgeous ballad topped off with a lyric that weighs up the pros and cons of giving up smoking – shocking curveballs don't really seem necessary.

7 Kommentare:

  1. Und dabei wird es nach deinem Anfangsdreier mit "New York Morning" erst richtig gut. Weiterer Höhepunkt "My Sad Captains". Ich bin mehr als positiv überrascht, konnten mich Elbow doch seit "Leaders Of The Free World" nicht mehr wirklich begeistern. "Build a Rocket.." fand ich sogar ziemlich schwach. Aber auf dem neuen Album trägt die ohne Zweifel fantastische Stimme Garveys endlich wieder schön arrangierte und spannendere Songs.

    8 Punkte

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  2. Meine Standardbewertung für Elbow... 8,5 Punkte

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  3. Auch der Anfangsdreier ist großartig. Muss erhöhen

    9 Punkte

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  4. Eines meiner Top 5-Alben 2014, daher: 9 Punkte

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