Manchmal muss man, selbst wenn man ein eingeschworenes Team ist, auch getrennte Wege gehen oder ein eigenes Sprachrohr fi...

Eleanor Friedberger - Personal Record

















Manchmal muss man, selbst wenn man ein eingeschworenes Team ist, auch getrennte Wege gehen oder ein eigenes Sprachrohr finden. So geschehen einerseits bei Eleanor Friedberger, die zusammen mit ihrem Bruder Matthew das Indierock-Duo The Fiercy Furnaces betreibt und nun mit „Personal Record“ ihr zweites Soloalbum veröffentlichte, andererseits bei Volker, der sich bei Platten vor Gericht mehr als nur dezent im Hintergrund hält (erst eine Plattenvorstellung im Jahr 2013), im Rolling Stones-Forum aber „Personal Record“ vorstellt und so bewirbt:

In einer sehr wohlwollenden Kritik habe ich irgendwo gelesen, das dieses Album soundmäßig dem Vorgänger sehr ähnlich sei, so sehr ich Lob für meine favorisierten Platten mag, so wenig kann ich dies nachvollziehen.
War "Last Summer" meines Erachtens sehr nahe dran, an der perfekten Indie(ja)pop-Platte so ist das neue Werk in meinen Ohren deutlich rückwärtsgewandter. Die Sounds klingen als wären sie mit Copy and Past direkt aus den 70ern in die Jetztzeit transportiert worden, und baden geradezu schwelgerisch in ihrem Singer/Songwriter und Folkpopgewand. Auch Eleanors Stimme klingt auf der Platte viel älter/reifer, was der getragen Stimmung ebenfalls zu Gute kommt. Ich schätze so schwer mir (und anderen) momentan der Zugang zu dem herbstlichen National-Album fällt, so perfekt passt diese Platte zum Sonnenschein dieser Tage. Im Auto Richtung Sonnenuntergang, wenn der Himmel gerade Richtung orange bricht, zum Wachwerden mit den ersten Strahlen oder mit einem kühlen Getränk der Wahl im Schaukelstuhl auf der Veranda (you know, what I mean klienicum), diese Platte liefert die entsprechende musikalische Untermalung. 
Ganz anders, als erwartet, aber kein bisschen schlechter als "Last Summer".

Das zweite Solo-Album der Sängerin und Gitarristin aus Brooklyn hat sonnenscheinigen Sixties-(Folk)-Pop, der aber noch über genügend Ecken und Kanten verfügt, um Friedbergers Herkunft nicht zu verleugnen. Die Songs sind fein säuberlich instrumentiert bis in die letzten Winkel hinein mit Kontrabass, Bassklarinette und Flöte. Das ist Musik, die sich selbst genug ist, und das sind Songs, die diese Bezeichnung auch verdienen. Was will man mehr? Vielleicht noch ein Cabrio, mit dem man in den Sonnenuntergang fahren kann, während „Stare At The Sun“ auf Repeat läuft.
(Musikexpress)


(...) an Alltagssorgen und jede Menge Herzschmerz knüpfen nun auch ihre neuen Songs an, und man kann sich so seine Gedanken machen, ob nicht einer davon auf Ex-Lover Kapranos gemünzt ist. "Other Boys" zum Beispiel, die bitter-sarkastische Abrechnung mit dem Boyfriend, der zu viele Girls nebenbei bespaßt, "the spider you kissed in the stairwell" oder "that sometime star of stage and screen who had a bit part in a film back in her teens". Ist schon okay, "there are other boys, too", ruft sie ihm trotzig zu, aber man zweifelt, ob das nicht nur eine klägliche Lüge zur Selbstbehauptung ist. Das Schöne an Friedbergers Frustbewältigung: Sie quittiert Schicksalsschläge mit Humor ("If that's goodbye, I must be high" ("Stare At The Sun")) oder einem Schulterzucken ("I'll Never Be Happy Again"), zu dem schön entspannt gereimt und geschunkelt wird: "Frequent rejection, occasional affection - it's all for nothing in the wrong direction." Das nötige Laid-Back-Feeling holte sich Friedberger in Los Angeles, wo der Großteil der Aufnahmen gemacht wurde, unterstützt von Songwriter John Wesley Harding. So durchwehen das Album eine duftige Laurel-Canyon-Brise und ein Hauch von Fleetwood-Mac-Country-Softrock, denn man mache nicht den Fehler, Eleanor Friedberger in die Schublade mit den Balladen-Heulsusen stecken zu wollen, die dieses Diary-Genre bevölkern: Uptempo und eine burschikose Hemdsärmeligkeit sind hier Pflicht, denn Eleanor zieht sich nicht nur gerne Flanell-Karo an, sie kurvt auch gerne mal mit Langlaufskiern durch die angentrifizierten Industriebrachen von Greenpoint oder lässt im Autoradio Connaisseur-Zeug wie William Onyeabors Nigeria-Funk-Klassiker "Atomic Bomb" laufen, um Leute mit Nerd-Wissen zu beeindrucken. Carly Simon, Patti Smith, Chrissie Hynde, Aimee Mann, das sind so die Vorbilder für diese am Ende aber doch typischen, berührend klarsichtigen Friedberger-Lieder, jedes ein kleiner Hit. "Let's go, my songs", ruft sie im Schlussstück "Singing Time". And they'll walk all over you.
(Spiegel)

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