Anfang der 90er Jahre schlichen wir, auf unsere Doc Martens glotzend, über die Tanzfläche und trugen dazu T-Shirts von Th...

Jagwar Ma - Howlin

















Anfang der 90er Jahre schlichen wir, auf unsere Doc Martens glotzend, über die Tanzfläche und trugen dazu T-Shirts von The Stone Roses, James oder Inspiral Carpets. Nur die Baggy Trousers und die dazu gehörigen Frisuren fanden, von Manchester ausgehend, nicht den Weg zu uns.

Wäre damals "The Throw" als Vorspiel zu "I'm Free" von The Soup Dragons gelaufen, hätte sich "Uncertainty" an "Kinky Afro" von den Happy Mondays angeschlossen oder wäre "Four" in einem eher elektronischen Block zwischen New Order und 808 State gelaufen - wir hätten uns nicht verwundert die Ohren gerieben.

Nun ist es aber überraschend, dass sich Jono Ma und Gabriel Winterfield, die sicherlich 1997, als der ganze Madchester Rave-Spuk längst vorbei war und die Haçienda geschlossen wurde, noch in eine australische Grundschule gingen, diese Zeiten musikalisch reanimieren möchten. Mit ihrem Debütalbum "Howlin", das sowohl von der Presse als auch von Noel Gallagher abgefeiert wird, versuchen sie Psychedelic Rock und elektronische Tanzmusik zu vereinen, lassen House Music mit einfließen ("Exercise") oder sich offensichtlich von The Stone Roses beeinflussen ("Man I Need").

Es bleibt nur abzuwarten, ob sich Jagwar Ma nicht eher doch eher in eine Linie mit The Farm und Northside einreihen werden müssen.



Einfach und effektiv, aber immer elegant sind ihre Beat-Loops, die sich – mit der richtigen Dosis Ecstasy im Kopf – stundenlang im Kreis drehen könnten. Darüber erscheinen geisterhafte Funk-Gitarren, um, frisch betankt mit viel Hall, wieder in der Weite des Weltalls zu verschwinden. Winterfield singt dazu mit einer Stimme, die sich gerade vom Chillout-Sofa zu erheben scheint, um entspannt schnippend auf die Tanzfläche zu schreiten.

Doch der Reiz des frühen Rave bestand auch darin, dass die Überwindung des damals antagonistisch scheinenden Widerspruchs zwischen Indie-Pop und Dance-Kultur nicht immer sanft vonstatten ging. Mancher klassische Track klingt, wenn man ihn heute hört, arg ungelenk, als würden sich die Genres, die da zusammenfanden, noch ein wenig kabbeln. Bei Jagwar Ma dagegen wirkt die Verschmelzung – vor allem in Stücken wie „The Throw“ und „Man I Need“ – jederzeit wie eine glückliche Symbiose, aber es gelingt ihnen, die naive Aufbruchsstimmung jener Zeit, die unverstellte Freude an der Neuentdeckung in ihre geschmeidig rollenden Tracks herüberzuretten.

Doch die Rave-o-lution aus dem Museum zurück in die Moderne zu holen, damit allein halten sich Jagwar Ma nicht auf. „Four“ ist ein gitarreloser, aber dafür prima pumpender Dance-Track mit grandios geschichteten Vocal-Samples. „Come Save Me“ klingt mit seiner kalifornischen Leichtigkeit und den Harmoniegesängen dagegen wie eine Aktualisierung der Beach Boys. Das letzte Stück, „Backwards Berlin“, kommt dann im Hier und Jetzt an: Aus träge klimpernden Gitarren, konzentrierten Midtempo-Beats, verträumten Synthie-Klängen und schläfriger Stimme entsteht genau die Stimmung, die das Image der Hauptstadt zwischen Mauerpark und Berghain, Neo-Hippie-Kultur und Minimal Techno bestimmt. Dass dieses Heute sehr an die frühen Neunziger in Manchester erinnert, das ist nicht die Schuld von Jagwar Ma.
(Musikexpress)


zu rührseelig erinnert vieles an den einstigen mad-rave der vor 25 jahren im norden englands losbrach und für zwei jahre dance, house und gitarrenpop zusammenführte. jagwar ma haben es aber glücklicherweise geschafft eben nicht eine schlappe retro-mad-rave scheibe zu kreiieren, sondern ihre eigene stilnote einzubringen. groovende elektro-beats mit psychedelischen auswüchsen wechseln sich mit mantrajesken an acid-house erinnernden tunes ab. "the throw", "let her go" oder das großartige "come save me" sind die psychedelic-pop-songs die mgmt nach ihrem debut nicht mehr gelangen. "howlin" ist vielleicht eine der frischesten indie-elektro-pop-scheiben in diesem frühjahr. da bleibt nur noch zu sagen: "these guys could move move any mountains!"
(revolver-club)

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