Gestern wurden Frightened Rabbit noch als Referenzband bei der Vorstellung von To Kill A King genannt und dabei fiel mir...

Frightened Rabbit - Pedestrian Verse

















Gestern wurden Frightened Rabbit noch als Referenzband bei der Vorstellung von To Kill A King genannt und dabei fiel mir auf, dass wir noch nicht über deren viertes Album "Pedestrian Verse" gesprochen haben.

Das schottische Quintett veröffentlichte alle vorherigen Alben über Fat Cat Records und zumindest das letzte Album, "The Winter Of Mixed Drinks", kam zu Charts-Ehren (Platz 61 im Vereinigten Königreich) und landete 2010 bei Platten vor Gericht sogar mit 7,875 Punkten auf dem 12. Platz
Für "Pedestrian Verse" wechselten Frightened Rabbit vom Indie zum Major Label (Atlantic Records) und mit dessen Unterstützung und der Hilfe eines renommierten Produzenten (Leo Abrahams, der bereits für Carl Barât, Brett Anderson oder Starsailor arbeitete) ging es gleich bis auf Platz 9 der heimischen Hitparade. 

"Verrat!" und "Ausverkauf!" muss niemand rufen, denn die 12 Songs auf "Pedestrian Verse" sind nicht plötzlich weichgespült (bestenfalls ausgefeilter produziert und opulenter arrangiert), eine Stadion-Tour wird es auch nicht geben und von einer Coldplay-isierung sind Frightened Rabbit genau so weit entfernt wie von einem Radio-Hit. Glücklicherweise darf man beim Hören von "Pedestrian Verse" Dank Songs wie "Holy" und "State Hospital" eher an The National als an Snow Patrol denken.

Die Platte beginnt mit dem verhaltenen "Acts of man", das Hutchison von der schwachen, verletzlichen Seite zeigt: "I'm here, I'm here / Not heroic, but I try." Das Thematisieren von Niederlagen und Selbstzweifeln bleibt eine Kernkompetenz des Songwriters, und wenn dazu noch wie beim flotten "Backyard skulls" eine quietschige Orgel blubbert, dann tut das der Stimmung keinen Abbruch - im Gegenteil. Die hervorragende Single "The woodpile" trägt wiederum dick auf, ist aber dennoch so aufrichtig, dass dem Hörer ganz warm wird ums winterliche Herz: "Come find me now, we'll hideout / We'll speak in our secret tongues / Will you come back to my corner? / Spent too long alone tonight." Sicherlich kein Song, der aus Sehnsucht ein Vergnügen macht, aber er lindert den Schmerz. Und mehr kann ein poprockiger Dreiminüter nun wirklich nicht leisten, Freunde der Sonne.

Das nervöse "December's traditions" wagt sich in neue Gefilde vor, verziert den Folkrock mit zaghaften Noise-Momenten und entwickelt sich zu einem treibenden Monstrum, das sich schlussendlich selbst in beschwörenden Chören auflöst. Besonders in Erinnerung bleibt sicherlich das zentrale "State hospital", das mancher Hörer bereits von der gleichnamigen EP kennt, die letzten September erschien und bereits einen Vorgeschmack auf den neuen Klang der Band gab. Sicher ist das noch kein Stadionrock, auch wenn Frightened Rabbit damit den Ascheplatz spröder Folk-Genialität erneut verlassen. Um richtig massenkompatibel zu sein, fehlt aber auch diesem Song die selbstverständliche Volkstümlichkeit, mit der zum Beispiel die Grammy-Gewinner Mumford & Sons ihren Folkpop in den Mainstream hoben. Frightened Rabbit gehen einen anderen Weg, wachsen mit "Pedestrian verse" zweifelsohne in Würde - und tragen eben diese erneut wie eine süße Bürde an ihre Hörer heran.
(Plattentests)


Überhaupt setzt sich auf “Pedestrian Verse” der Trend von “The Winter Of Mixed Drinks” fort. Frightened Rabbit sind nicht mehr grundtraurig, sondern leben nun von einer tief verwurzelten positiveren Weltanschauung. In die passen auch mal düstere und traurige Themen, aber immer schwingt diese versöhnliche Note mit. Das ergibt ein Dutzend Songs, die sich anfühlen wie eine warme Umarmung, die dir sagt: “Egal wie scheiße dein Tag ist, es wird wieder besser werden!” Das nimmt man den Schotten ab und es passt einfach zu ihrer Wirkung, die sie auch live haben. Ihre Shows leben von der starken Verbindung mit dem Publikum und der extremen Direktheit. Songs wie “Late March, Death March” und “Dead Now” vermitteln direkt beim Hören auch schon diese Herzlichkeit und Verbundenheit. Für die dramatischeren Momente und größeren Gesten haben Frightened Rabbit natürlich auch wieder gesorgt. “State Hospital” ist so ein Song, der mit seiner großen Dramaturgie durch Mark und Bein geht, “December’s Tradition” bietet gegen Ende einen dramatischen Chor auf und “Nitrous Gas” lässt die berührenden Momente zu, für die etwa auch das Stück “Poke” steht. Das macht alles in allem wieder ein mehr als rundes Album, das eine Weiterentwicklung von Frightened Rabbit zeigt, die auch wieder beweist, dass ein Release auf einem Major nichts Schlechtes sein muss. 
(White Tapes)


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