Die erste Vorladung (I) Personalien: Das in London residierende Quintett TOY besteht aus Tom Dougall (Gesang...

TOY - Toy


























Die erste Vorladung (I)

Personalien:
Das in London residierende Quintett TOY besteht aus Tom Dougall (Gesang, Gitarre), Dominic O'Dair (Gitarre), Maxim "Panda" Barron (Bass), Charlie Salvidge (Schlagzeug) und der Spanierin Alejandra Diez (Keyboards).

Tathergang:
Dougall, Barron und O'Dair spielten bereits von 2007 bis 2009 in der Band Joe Lean & The Jing Jang Jong, die in England viele gute Kritiken, Vorschusslorbeeren (Rang 7 in der "Sound Of 2008" Liste der BBC) und Vergleiche zu Razorlight erhielt, aber ihr Debütalbum, obwohl es tatsächlich schon an die Presse verschickt wurde und vom NME 8/10 Punkten erhielt, nie veröffentlicht hat.

Für TOY erfolgte 2010 sowohl eine personelle Umbesetzung als auch eine musikalische Neuausrichtung und nach 4 Singles, von denen es jedoch die ersten beiden nicht aufs Album schafften, erschien im September das Debütalbum. "Toy" wurde von Dan Carey (Bat For Lashes, Chairlift, Mystery Jets) produziert und in dessen Studio im Süden Londons aufgenommen. Für das Cover des Albums und der Singles sorgte der australische Künstler Leif Podhajsky, der auch schon die Plattenhüllen für Tame Impala, Foals, Gypsy & The Cat oder The Horrors designte, und den Vertrieb übernahm Heavenly Records, das uns dieses Jahr bereits Saint Etienne und James Levy And The Blood Red Rose bescherte.

Plädoyer:
Sie tragen die Haare lang und unfrisiert, dazu Hemden im Paisley-Muster oder Rollkragenpullover. Genau so stellt man sich vermutlich Bands aus den 70ern (Neu!, Pink Floyd) vor, die Psychedelic Rock mit Krautrock verbanden, und genau so klingen TOY auch. Hinzu kommen noch einige "jüngere" Einflüsse, nämlich Shoegaze und Dreampop, wie ihn Spiritualized/My Bloody Valentine auch schon seit/vor Jahren spielen/spielten oder zuletzt The Horrors oder Black Rebel Motorcycle Club darboten. 
     
Zeugen:
Auch musikalisch drängen sich Metaphern aus dem Apothekenschränkchen auf, denn die Band kreist so lange meditativ um ein Gitarren-Riff, bis dem Hörer schwindelig wird. Das Schlagzeug ist monoton, der Bass einschläfernd, aber Verstärker, Verzerrer und Echobox dafür bis zum Anschlag aufgedreht, ganz nach dem Motto: Lautstärke statt Abwechslung.
Auf der Bühne, so wird berichtet, ist die Band im Trockeneisnebel oft kaum noch zu erkennen. Dazu lässt Frau Diez, die aus Spanien stammt, die analogen Synthesizer wabern, als wäre sie die uneheliche Tochter aus einer Affäre zwischen Eberhard Schoener und Edgar Froese. Und jedem, der immer noch nicht verstanden hat, worum es geht, singt Dougall ins Poesiealbum: “So breathe in deep and unlock yourself from your very mind“.
Früher nannte man dieses Verfahren Bewusstseinserweiterung”. Von einer reinen Retro-Band unterscheidet Toy allerdings, dass sie geschickt den Bogen von den psychedelischen Sechziger Jahren über den Krautrock der frühen Siebziger und das Shoegazing der Achtziger und Neunziger bis in die vom ätherischen Dream Pop geprägte Jetztzeit schlagen. Wenn man so will, errechnen Toy den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Neu!, My Bloody Valentine und ein bisschen The xx.
Weil der eine oder andere Song, vor allem My Heart Skips A Beat, auch noch eine hittaugliche Melodie aufzuweisen hat, fällt der Psychedelic Rock von Toy heute allerdings nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, sondern ist sogar fit fürs Radio. Aus einem Sound, der einst vor allem entstand, um bleierne Zeiten in Klang zu gießen, ist nun also endgültig Popmusik geworden. Toy spielen den Soundtrack zu einer Krise, die längst zum Dauerzustand geworden ist: Es klingt noch ein wenig bedrohlich, aber fühlt sich nicht mehr wirklich gefährlich an.
(Zeit online)

Der NME vergibt wie bei der Vorgänger-Band 8/10 Punkten und merkt an: It’s music for people with beards. And Germans, of course. 
Mal abwarten, wie die deutschen Richter hier mit TOY verfahren, auch wenn sie keine Bärte tragen... 

Indizien und Beweismittel:









Ortstermine:
20.11.12 Köln, Blue Shell
21.11.12 Hamburg, Molotow
27.11.12 Berlin, Magnet Club
28.11.12 München, Atomic Café

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...

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