"Damn you, Yeasayer!", fluchten The National vor einigen Jahren beim Haldern Festival, nachdem sie noch...

Yeasayer - Fragrant World

























"Damn you, Yeasayer!", fluchten The National vor einigen Jahren beim Haldern Festival, nachdem sie noch diesen die Bühne betraten und dort große Probleme mit dem Gitarren-Sound hatten. 
Hört man sich "Fragrant World", das dritte Album von Yeasayer an, so könnten solche Schwierigkeiten zukünftig ausgeräumt sein, denn die Gitarren scheinen so gut wie verstummt. Stattdessen gibt es ein psychedelisches Kunterbunt, in dem quietschende und blubbernde Synthies, Drum-Computer, Tribal-Rhythmen, Experimente mit 80er Pop, Funk und R'n'B, Falsett-, Harmonie und elektronisch verzerrter Gesang wild durcheinander gewirbelt werden.

Jetzt mag man sich von den Singles "Longevity" oder "Henrietta" wie viele Kritiker begeistern lassen, oder man hält es wie The National und kommentiert Songs wie "Devil & The Deed" oder "Reagan's Skeleton", die genau so klingen wie das, was man ständig im Radio hören/ertragen muss, mit: "Damn you, Yeasayer!"   



Dass sich der Gesang von Keating, der Inspiration in Alben von Teddy Pendergrass und Aaliyah suchte, auf "Fragrant World" manchmal anhört wie der eines verkaterten, liebeskranken oder gar sterbenden Roboters, sollte also niemanden überraschen. Und auch dass die Synthesizer auf dem letzten Loch pfeifen, Gitarren allenfalls als Spurenelemente auftauchen und die Beats zuweilen klingen, als würde dem Drumcomputer die Festplatte abschmirgeln, passt ins Bild der weitgehend von Paranoia geprägten Zukunftsvision. Yeasayer machen es dem Hörer nicht mehr so leicht, einen Zugang zu ihrem rappeligen und sinistren Soundkonstrukt zu finden, wie auf dem Vorgänger. Einzig der auf das ewige Leben schielende Refrain der Single "Henrietta" geht unverzüglich ins Ohr. Das Stück bezieht sich auf Henrietta Lacks, über die Keating ein Buch gelesen hat. Von der später an Krebs gestorbenen Afroamerikanerin, der 1951 ohne ihre Zustimmung Gewebeproben entnommen wurden, stammen die sogenannten HeLa-Zellen, die erste unsterbliche menschliche Zelllinie. Yeasayer bündeln die Geschichte in dem sehnsüchtigen Mantra: "Oh Henrietta, we can live on forever."
Andere Tracks, etwa das pulsierende "Reagan's Skeleton" oder das so aufgekratzte wie schmachtende "Fingers Never Bleed", treffen die tanzwillige Hüfte und das tränenfeuchte Auge eher von hinten durch die Brust. Der Umweg lohnt sich! "Fragrant World" ist nicht so groß wie "Odd Blood", wächst und wuchert aber immer weiter. 
(Rolling Stone)



Yeasayer auf Tour:

16.09.12 Berlin, Astra
23.09.12 Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld

3 Kommentare:

  1. Der Vorgänger hatte die größeren Hits. Hier das klingt manchmal als hätte man über einen Wham/George
    Michael Song den Soundteppich der 00er Jahre gelegt

    6,5

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  2. Ich sage "Nein" zu Yeasayer.

    5 Punkte

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