Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (V) Ultravox gründeten sich 1973/74 unter dem Namen Tiger Li...

Ultravox - Brilliant



























Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (V)

Ultravox gründeten sich 1973/74 unter dem Namen Tiger Lily am Royal College of Art in London. Seit 1976 trägt die Band den Namen Ultravox, der in den ersten beiden Jahren noch mit einem Ausrufezeichen versehen war. 1979 wurde Gründungsmitglied und Sänger John Foxx durch Midge Ure (Gesang, Gitarre, Keyboards) ersetzt, der zusammen mit Chris Cross (Bass, Keyboards), Billy Currie (Keyboards) und Warren Cann (Schlagzeug) das beständigste und erfolgreichste Lineup bildete. Midge Ure verließ die Band 1987, um eine Solokarriere zu starten, 2008 kam es zu einer Reunion und 2010, passend zum 30-jährigen "Vienna"-Jubiläum, zu einer Tournee in oben genannter Besetzung. 
Ihre erfolgreichsten Veröffentlichungen stellen, man mag es schon erahnen, das Album "Vienna" (1980) und die gleichnamige Single dar. In Deutschland waren die Singles "Hymn" (1982) und "Dancing With Tears In My Eyes" (1984) noch höher in den Charts platziert. 

Auch wenn ich kein allzu großer Ultravox-Fan bin und eigentlich nur eine der zahlreichen Zusammenstellungen und Midge Ures erstes Soloalbum "The Gift" kenne, dauert es nur 3,5 Sekunden, um Ultravox auf ihrer ersten Veröffentlichung in dieser Besetzung seit 28 Jahren zu identifizieren (okay, kleine Übertreibung, es waren tatsächlich14 Sekunden). Allzu typisch sind ihr Synthie-Sound und Ures Stimme.
"Brilliant" ist das 11 Ultravox-Album und ähnlich wie bei "Vienna" wurde der Titelsong als Single veröffentlicht. Das dürfte aber die einzige Parallele sein, denn die Platte ist nicht besonders originell und schon gar nicht brilliant. Aber in den Augen der Fans dürfte sie dennoch funkeln und hinter den letzten Veröffentlichungen von Duran Duran oder OMD braucht sie sich auch nicht zu verstecken.
Für den passenden Retro-Klang wurde mit Stephen Lipson ein Produzent gefunden, der seit den 80er Jahren bereits mit Frankie Goes To Hollywood, Pet Shop Boys, Propaganda oder den Simple Minds arbeitete.



Bereits die ersten Sekunden des Openers "Live" belegen, dass es dem Quartett nun wirklich ernst zu sein scheint. Die raumfüllenden Synthies von Billy Currie dienen als Initialzündung für eine Eröffnung, die alles wieder zutage fördert, das jahrzehntelang vergraben war. Warren Canns limitierter, aber dennoch druckvoller Drumsound, der trippelnde Bass von Chris Cross und nicht zuletzt Midge Ures Organ, das über all die Jahre nichts von seiner glasklaren Brillanz verloren hat, haben ihn wieder inne: den unverkennbaren Ultravox-Sound.
Das episch angehauchte "Flow" steht dem Einstieg in punkto Ausdruck und Fülle in nichts nach, ehe der Titeltrack mit harmonischem Synthie-Thema und sphärischem Background den ersten echten Eckpfeiler des Albums präsentiert. Mit "The Change" wandelt die Combo dann erstmals auf düsteren Pfaden und beweist auch hier, dass sie nichts von ihrer Fähigkeit, nachhaltige Stimmungen zu erzeugen, verloren hat.
Die Band macht einen überraschend frischen und unverbrauchten Eindruck. Der Mix aus alter Ultravox-DNA und zeitgemäßen Sound-Elementen funktioniert und sendet unweigerlich Grüße an Simon Le Bon und Konsorten, denen eine authentische Melange aus Altem und Neuem nur mit Abstrichen geglückt ist.
Ultravox hingegen machen mit melancholischen Tracks à la "Down" oder auch "Fall" und eingängigen Tanznummern wie "Satellite" oder "Lie" so ziemlich alles richtig, auch wenn keiner der insgesamt zwölf Songs für erhabene Momente sorgt, die einst Lieder wie "Vienna" oder "Dancing With Tears In My Eyes" zur Unsterblichkeit verhalfen.
Unterm Strich erhebt man sich nach den letzten Akkorden von "Contact" vom Platz und applaudiert den ergrauten Herrschaften, denn wenn es eine Combo geschafft hat, den Spirit ihres Genres glaubwürdig in die Neuzeit zu transportieren, dann sind es Ultravox. Good work, guys.
(laut)




4 Kommentare:

  1. Also um sich nicht hinter den Duran Duran und OMD Comebackplatten verstecken zu müssen, müsste sie schon grandios sein. (Duran Duran 8 OMD 8,5 Punkte ). Das ist sie dann doch nicht ganz, vor allem hätte ich Midge Ures Stimme etwas prägnanter erwartet.
    gute 6,5 Punkte sind es aber immer noch

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  2. Wirkt auf mich wie ein Fußballspiel: Es fällt schwer, sich länger als 15 Minten am Stück damit zu befassen. 6 Punkte

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  3. Hätte mehr davon erwartet (oder mir zumindest geswünscht) und um Bezug auf Ingo zu nehmen: Um gegen ein Fußballspiel anzukommen, da muß Ultravox schon die Klassiker bemühen ...

    4 Punkte

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  4. Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (5)

    Neue Fans werden damit nicht hinzu gewonnen, mir gefällt es trotzdem recht gut.

    6,5 Punkte

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