Jetzt wird's magisch! Das erzählen uns zumindest viele Kritiker. Luke Temple und seine Mitstreiter (Michael...

Here We Go Magic - A Different Ship



























Jetzt wird's magisch! Das erzählen uns zumindest viele Kritiker. Luke Temple und seine Mitstreiter (Michael Bloch, Peter Hale, Kristina Lieberson und Jennifer Turner) arbeiteten zusammen mit Nigel Godrich (Radiohead, Travis, Beck) an ihrem dritten Album "A Different Ship". Heraus kam eine Mischung aus The Shins und Talking Heads (wenn es weniger verkopft und avantgardistisch ist, wie zum Beispiel in "How Do I Know") sowie Steely Dan und Jim O'Rourke (wenn die künstlerischen Ansprüche überwiegen und die Platte jazziger und glatter wird). 
Wir hören Krautrock- und Postrock-Einflüsse, Temples Stimme klingt manchmal nach Paul Simon und selbst Thom Yorke steht auf Here We Go Magic (durch die Radiohead tatsächlich mehrmals durchschimmern) - das kann man noch alles begrüßen oder gutheißen, aber warum will eine Band ("Make Up Your Mind") freiwillig so nerven wie einstmals Yello mit "Win The Race"?  

Zunächst steigen wir im Intro hinab in den rumpelnden Maschinenraum eines Schiffes. Dann kommt vom Ozean her ein simpler Folksong herübergeweht, der durch jangelnde E-Gitarren und vertrackten Rhythmus immer komplexer wird, bis er klingt wie ein Paul-Simon-Stück. Im Verlauf schleichen sich noch häufiger solche Schönheiten an, die ihre volle Pracht erst nach mehrmaligem Hören offenbaren – "Alone But Moving", "Made To Be Old" und vor allem das Wunderwerk "Miracle Of Mary".
"Make Up Your Mind" dagegen packt einen sofort, hat die verquere Dynamik der frühen Talking Heads und einen Refrain wie bei Hall & Oates geklaut, "I Believe In Action" baut sich aus repetitiven Rhythmen zu radioheadesker Erhabenheit, "How Do I Know" beginnt als Schrummel-Pop und spinnt sich in einen psychedelischen Himmel aus Harmonien und Synthie-Sounds. Am Ende steht der Titelsong – zunächst lieblich einlullend, dann ein sonischer Albtraum, ein "A Day In The Life", ein "Interstellar Overdrive". Wir sind zurück im Maschinenraum des Schiffes, und wir sehen: Dieser Motor wird mit einer großen Plattensammlung betrieben.
(Rolling Stone)


Das neue Album entwickelt dafür eben seinen eigenen Reiz. Nach dem rund fünfzig Sekunden dauernden, von Perkussion beherrschten Intro, tritt eine knarzige akustische Gitarre auf den Plan, die ersten gesungenen Zeilen lassen einen Folk-Song vermuten, doch „Hard To Be Close“ entwickelt sich dann tatsächlich zu einem der wunderbarsten Pop-Songs dieses Jahres – melodiös, luftig und catchy. Beim ersten Hören ist dieser Song sogar derart gut, dass die nachfolgenden Stücke ein wenig Mühe haben, auf Anhieb mitzuhalten. Weitere Hördurchgänge geben ihnen dann aber doch die Gelegenheit, ihre Qualitäten zu entfalten. Das leicht nervöse „Make Up Your Mind“ lebt von seiner treibenden, hypnotischen Energie, während „Alone And Moving“ von einer ruhigen Klarheit geprägt ist. Es folgen weitere Wechselspiele aus rhythmischen und melancholischen Songs. Positiv gipfelt dies in der berührenden Schönheit von „Over The Ocean“ und der angenehmen Unaufgeregtheit von „Miracle Of Mary“, während die happy-go-lucky-Attitüde von „How Do I Know“ eine Spur zu simpel erscheint. Hier fehlt dann eben doch jene unterschwellige Schrägheit, von der auf dem Vorgänger-Album „Pigeons“ die durchaus ähnlich gearteten Songs „Collector“ oder „Old World United“ profitieren.
Liegt es am Wissen, dass Nigel Godrich dieses Album produziert hat, oder spielen die Ohren dem Hörer lediglich einen Streich, wenn auf „Hard To be Close“ nach etwa einer Minute eine Gitarre einsetzt, die – ebenso wie das Outro von „Over The Ocean“ – einem Radiohead-Album entsprungen sein könnte? Bei diesen Eindrücken handelt es sich aber um Ausnahmen. Die musikalische Identität von Here We Go Magic bleibt auf „A Different Ship“ also gewahrt, welches mit dem mehr als achtminütigen Titelstück schließt. Dessen Popcharakter wird nach etwas mehr als der Hälfte von einer ebenso ruhigen wie beunruhigenden Klanglandschaft abgelöst, die das Album mit düsteren Klavierklängen stimmungsvoll enden lässt.
Bei dieser Gelegenheit sei übrigens die limitierte Auflage von „A Different Ship“ ans Herz gelegt, deren zweite CD fünf ebenfalls ganz wunderbare Songs enthält, deren hohe Qualität jener des regulären Albums in nichts nachsteht.
(Byte FM)


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