Was treibt eigentlich mein Lieblingslabel dieses Jahr bisher so? Diese kurze Reihe soll einen Überblick geben:...

Fenster - Bones



























Was treibt eigentlich mein Lieblingslabel dieses Jahr bisher so? Diese kurze Reihe soll einen Überblick geben:

Morr Music #1

Die Geschichte will es so, dass der Berliner Jonathan Jarzyna und die New Yorkerin JJ Weihl zu ihrem Bandnamen kamen, als ein Fenster an ihrem Kopf zu Bruch ging. Wie Fenster zu ihrem Albumtitel "Bones" kamen, wird hingegen nicht verraten. 
Zusammen mit dem griechischen Produzenten Thomas Chousos (Tad Klimp) entstanden die ersten Aufnahmen, die das Morr Music Label auf die Band aufmerksam werden ließen. Als es darum ging, ihre Musik auch live zu präsentieren, stellten Jarzyna und Weihl fest, dass dies zu zweit nicht möglich war. Also wurde der Franzose Rémi Letournelle mit an Bord geholt.

Nun wurde aus Fenster ein Trio und "Bones" deren Debütalbum, das für Morr Music das Jahr 2012 viel versprechend eröffnen durfte.
Die Platte besticht durch eine düstere, melancholische, teils gespenstische Atmosphäre und behält dabei seine LoFi-Ästhetik bei, obwohl mehrere Soundebenen übereinander geschichtet werden und man sich nie ganz sicher sein kann, ob die Hintergrundgeräusche hier, das Scheppern und Türzuschlagen dort wirklich so gewollt waren. Hinzu kommen Gitarre, Banjo, Orgel, Glockenspiel, Tambourine und der Mut, einen Ton auch einmal ausklingen zu lassen. 
"Bones" ist ungewöhnlich und Fenster verdienen sicherlich eben so viel Aufmerksamkeit wie sie Beach House mittlerweile genießen. Das muss sich jetzt nur noch herumsprechen...  



JJ, Jonathan und Lukas halten sich an das Verfahren »weniger ist mehr« und schaffen mit minimalen Instrumentierungen und reizenden Zeilen raumfüllende Inszenierungen vom Schönen. Nicht zu verwechseln mit kantenlosem Wohlfühlfolk. Fenster wählen mit Bedacht, wann eine karge Banjomelodie durch einen Kanon von Glockenspiel und Keyboardorgel aufgehoben wird, und wann JJs Gesang, der mitunter an Nina Nastasia erinnert, alles wieder umwirft. Spannungsbögen bekommt die Band wohl täglich zum Frühstück kredenzt.
Auf »Bones« verwandeln sie scheinbar willkürlich zusammenspielende Hintergrundgeräusche zu bezirzenden Liedstrukturen. U-Bahn-Gemurmel, Tambouringerassel und Stimmkaskaden, die auch mal die Wörter Fleet und Foxes im Hinterkopf aufblinken lassen, treten in den Vordergrund – knallende Türen und schepperendes Glas geben den Rhythmus vor.
(affektblog)


jeder song, so unterschiedlich in seiner musikalischen struktur, lässt einen weiter durch diese fiktive landschaft stolzieren, die sich mit jedem ton weiter deschriffiert, nie genau wissend, was als nächstes passiert. vor allem das sind aber die stärken von "bones": die vielschichtigkeit und das unerwartete. immer wenn sich eine musikalische referenz anbietet, die versucht die musik der drei berliner zu fixieren, wird dieser vergleich durch den breiten musikalischen spannungsbogen und die vielschichtigen elemente in der musik von fenster sofort dekonstruiert. fenster sind trotz der bewusst einfach gehaltenen untermalung mit percussion, gitarren und banjos einfach nicht zu fassen.
die lieder mit teilweise düsteren titeln wie "gravediggers" oder "gespenster" sind häufig traumerzählungen, die von geisterwelten, friedhöfen, zügen oder kaputter maschinerie inspiriert sind. fenster schaffen es in den stücken, die von jj und jonathan mit hohem wiedererkennungswert interpretiert werden, die zerrissenheit mit dem einfachen und dem schönen des lebens zu vereinen, nur um dann wieder an einen mystischen ort zu verschwinden. das trio verbindet das hier und jetzt mit fragmenten aus längst vergangen zeiten. der minimalismus einer hoch technologisierten moderne trifft auf die romantik der vergangenheit und verbindet sich zu einem wundervoll verträumten klanggerüst. 
fenster haben mit diesem album ein künstlerisches gebilde geschaffen, das trotz offensichtlicher gegensätze träumerische und lebhafte assoziationen entstehen lässt und den zuhörer auf einen aufregenden, ein bisschen morbiden, aber wunderschönen ausflug mitnimmt, der einem noch lange im gedächtnis bleiben wird.
(revolver-club)

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