Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (IV) Sinéad O'Connor wurde am 08. Dezember 1966 als Sinéad Marie Bernadette O'Conno...

Sinéad O'Connor - How About I Be Me (And You Be You)?

























Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (IV)

Sinéad O'Connor wurde am 08. Dezember 1966 als Sinéad Marie Bernadette O'Connor in Glenageary, Irland, geboren. Die Singer/Songwriterin verkaufte weltweit mehr als 17 Millionen Alben. Ihr erfolgreichstes Album war "I Do Not Want What I Haven't Got" (1990), das mit "Nothing Compares 2 U", einer Coverversion von Prince, auch ihre einzige Nummer-Eins-Single beinhaltete.
Nach 2000 brachen ihre Plattenverkäufe dramatisch ein, aber als Solo-Künstlerin fällt eine Auflösung relativ schwer. Eine solche hätte uns aber in den folgenden Jahren vor dem Irish-Folk-Album "Sean-Nós Nua" (2002), der Reggae-Platte "Throw Your Arms" (2005) und der Compilation "She Who Dwells in the Secret Place of the Most High Shall Abide Under the Shadow of the Almighty" (2003), die so eigentümlich ist wie ihr Titel lang, verschont.

Also darf man hier nicht wirklich von einem Comeback sprechen, vor allem, da mit dem religiösen Doppelschlag "Theology" 2007 zumindest wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer erklomm. Dennoch ist "How About I Be Me (And You Be You)?" das beste Album der Irin seit fast 12 Jahren. Zusammen mit ihrem ersten Ehemann John Reynolds, der auch schon die Alben "Universal Mother" und "Faith And Courage" produzierte, arbeitete sie mehr als 4 Jahre an den 10 Titeln, die diese Platte bilden.

Der Albumtitel deutet bereit an, dass sich Sinéad O'Connor nichts vorschreiben lassen will, aber glücklicherweise experimentiert sie nicht in einem weiteren Musikstil, sondern konzentriert sich auf das, was ihre ersten Alben so stark machte: gefühlvolle Balladen (wie das an "Nothing Compares 2 U" erinnernde "Reason With Me"), sich langsam zu regelrecht zornig wirkenden Ausbrüchen steigernde Songs ("Take Off Your Shoes", ein entfernter Verwandter von "Troy") oder das perfekte Adaptieren einer Fremdkomposition (Grant Harts "Queen Of Denmark").
Etwas zu seicht plätschern lediglich "Back Were We Belong" oder "Very Far From Home" dahin. Das leicht reggae-haft schunkelnde "4th And Wine" ist, hat man Sinéads Las Vegas Blitzhochzeit in rosafarbenem Kleid und die Ehe, die nur 2 Wochen hielt, im Hinterkopf, doch recht kurios:
Gonna put my pink dress on
And do my hair up tight
I'm gonna put some perfume on
It's gonna smell real nice
I'm going down to the church
On 4th & vine
I'm gonna marry my love
And we'll be happy for all time
Yeah, he's the sweetest man you could find
So gentle and so kind

Man darf gespannt sein, wer das wirklich hören möchte.
Auf jeden Fall ich.



Ihr erstes Album seit damals ist nun als Rückkehr zum klassischen Song zu verstehen. Das führt zu gefälliger Radioware ("The Wolf Is Getting Married"), trägen Rockwalzern ("Very Far From Home"), bluesgrundierten Weltmusik-Anleihen ("4th And Vine") und klavierbestimmten Dramen ("Reason With Me"). In den besten Momenten erklärt O’Connor, dass sie das Songwriting nicht verlernt hat, vor allem aber die Produktion ihres ersten Mannes John Reynolds hält sich mit den Ambitionen doch recht zurück. Zwischen zeitlosem Bandsound und hausbackenen Versuchen am 90er-Jahre-Rock ("Old Lady") wird bald deutlich, wo hier der Sparstift angesetzt wurde: Nichts an "How About I Be Me (And You Be You)?" klingt hip oder auch nur ansatzweise modern.

Inhaltlich geht O’Connor in ihren Songs nach überraschend gewöhnlichen Liebesbekenntnissen, dem musikalisch unerheblichen Cover von John Grants bitterbösem "Queen Of Denmark" oder mit "I Had A Baby" einem Song über die Bürden alleinerziehender Mütter bald aber zum Angriff über. Mit "Take Off Your Shoes" beschreibt die 45-jährige Musikerin ihren mit Abstand besten neuen Song vor dem Hintergrund der kirchlichen Missbrauchsfälle selbst als Frontalangriff auf den Vatikan. Peinlich wird es mit "V.I.P.", einer mit erhobenem Zeigefinger vorgetragenen Anklage öffentlichkeitsgeiler Celebrities, bei der die Irin ernsthaft auch die Verrohung der Jugend durch MTV beanstandet.

Neben den regulären CD- und Vinyl-Versionen gibt es auch eine etwas teurere Limited Special Edition (ca. 40,- €) als Hardcover-Book mit zusätzlicher Live-CD, DVD, Texten, Linernotes und Poster.


Sinéad O'Connor in Deutschland:

18.04.12 Köln, Kulturkirche
19.04.12 Berlin, Passionskirche
22.04.12 München, Kongresshalle

5 Kommentare:

  1. Neue Gerichtstermine mit Hot Chip, The Tender Trap, Beach House, Gossip, Best Coast, The School und Get Cape. Wear Cape. Fly.

    AntwortenLöschen
  2. ich glaub wer an sinead o connor denkt wird automatisch an " nothing compares to you " denken und das wird sich glaube ich auch so schnell nicht ändern.

    AntwortenLöschen
  3. Das beste Sinead Album seit 20 Jahren, oder so, auch wenn sie die Klasse der ersten Seite nicht komplett halten kann

    8 Punkte

    AntwortenLöschen
  4. Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder? (4)

    Ich stimme Volker zu.

    7 Punkte

    AntwortenLöschen