Nach einem Schwung an skandinavischen Künstlern möchte ich der gestrigen Vorstellung von Helgi Jonsson noch einen weiteren (diesmal aus Irla...

Fionn Regan - 100 Acres Of Sycamore



















Nach einem Schwung an skandinavischen Künstlern möchte ich der gestrigen Vorstellung von Helgi Jonsson noch einen weiteren (diesmal aus Irland stammenden) Singer/Songwriter folgen lassen, der nicht unerwähnt bleiben sollte, vor allem, da sein aktuelles Album "100 Acres Of Sycamore" (Heavenly Recordings) bereits vor gut 4 Wochen veröffentlich wurde.

Fionn Regan wurde mit seinem Debütalbum "The End Of History" direkt für den Mercury Prize nominiert, den ihm aber die Klaxons vor der Nase weg schnappten. Ellie Goulding, Andrea Corr und der walisische Schauspiler Rhys Ifans bekannten sich als Fans von Regan, der vor allem für seine Texte gelobt wird: “In his music, Mr. Regan has done more than many artists to erode the boundaries between music and literature, with his lyrics always possessing the most beautiful poetry", so der Chairman der Trinity College Literary Society.

Nachdem Regan sich zunächst auf rein akustischen Pfaden bewegte ("The End Of History", 2006) und danach auch elektrische Wege beschritt ("The Shadow Of An Empire", 2010), gesellen sich nun Glöckchen, Violine, Cello und Piano zur Reise durch einen riesigen (100 Acres entsprechen rund 404 700 qm) Wald voll Bergahorns (= Sycamore). Am Ende des Weges stand ein intimes Album, irgendwo zwischen Nick Drake, Rufus Wainwright und Laura Marling.



Die Orchesterelemente erschaffen hier einen neblig, traurigen Wald, durch den Fionn’s sanfte Stimme wie ein suchendes Licht dringt. Die im Opener noch ganz ferne Stimme rückt in “Sow Mare Bitch Vixen” ganz nah an den Hörer ran und man fühlt sich fast so, als würde Fionn den nur von Gitarre und seiner Stimme getragenen Song direkt in der Küche neben einem vortragen. Streicher und sanfte Percussions geben dem Song dann noch eine gewisse Dramatik. Was der Song eigentlich gar nicht nötig hat, denn auch so ist er bereits einfach nur schön. Seine romantische Ader zeigt der Ire mit “For A Nightingale”. Ein Refrain, in dem er singt “You’re a star my little heart / beat” und einem beinahe kitschigen “Düdü düdü düdü”. Die Sonne scheint nun das Dickicht des gesamten Waldes zu durchdringen und wohlige Wärme zieht auf. Großartig ist zudem das knapp sechsminütige “Vodka Sorrow”, in dem Fionn die Lyrics nach einem ruhigen Beginn nur mit Klavier und seiner leidenden Stimme, nur noch aus den Worten “Vodka Sorrow” in verschiedensten Betonungen bestehen. Wer schon einmal einen Kater vom Vodka hatte wird Fionn an dieser Stelle wohl am besten verstehen.

Abgesehen von diesem vielleicht nicht ganz ernst gemeinten Ausflug in das Seelenleben eines Säufers zeigt schwingt auf dem gesamten Album viel Tier- und Natur-Symbolik und vor allem viel Gefühl und Pathos mit. Und vor allem liefert “100 Acres of Sycamore” eine Erkenntnis: Nach dem eher durchwachsenen Ausflug in den Pub auf “The Shadow Of An Empire” ist es Fionn Regan wieder gelungen ein Album mit vielen berührenden Momenten zu erschaffen und sich ganz nebenbei schon wieder neu zu erfinden.
(whitetapes.de)


6 Kommentare:

  1. Aktualisierte und neue Gerichtstermine mit Dan Mangan, Snow Patrol, Babybird u.a.

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  2. Ganz knapp Dank "North Star Lover" und "For A Nightingale" die 7 Punkte-Marke geknackt.

    7 Punkte

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  3. Fionn Regan höre ich gerne zu: zart, melancholisch und unaufgeregt. 7,5 Punkte

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  4. für sieben ein bisschen zu wenig.

    6,5 Punkte

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