Im Vereinigten Königreich passieren Dinge, mit denen zuvor keiner rechnen konnte: Chelsea verliert dreimal in Folge, Pete Doherty und Carl B...

Take That - Progress

















Im Vereinigten Königreich passieren Dinge, mit denen zuvor keiner rechnen konnte: Chelsea verliert dreimal in Folge, Pete Doherty und Carl Barat stehen gemeinsam auf der Bühne und Robbie Williams und Gary Barlow sind plötzlich dicke Kumpels und stehen wieder mit Take That im Studio.

Heraus gekommen ist ein Album, das, ebenso wie die angekündigte Tour (über 1 Million verkaufte Tickets an einem Tag), nahezu alle Rekorde bricht: Platz 1 in zahlreichen Ländern und in England das Album, das sich am zweitbesten in der Woche nach seiner Veröffentlichung verkaufte (518.601 mal - das Debüt der Arctic Monkeys führt uneinholbar mit 763.735). Robbie & Co. brauchen sich trotz zunehmend schlecht verkaufter Solo-Alben oder gar geplatzten Solo-Karrieren keine Gedanken über ihre finanzielle Zukunft mehr zu machen.



Was gibt es über "Progress" zu berichten? Das schreckliche (aber hoch gelobte) Cover von Nadav Kander soll vermutlich auch für die Weiterentwicklung der (Boy-)Band stehen und ist noch bei Weitem nicht das Schlimmste.
Die 11 Songs stammen alle (angeblich) aus der Feder der 5 Bandmitglieder und wurden von Stuart Price (hier Auszüge seiner jüngsten Verbrechensliste: Brandon Flowers, Kylie Minogue, Scissor Sisters, Frankmusik, Keane, The Killers) auf modernsten Synthie-Pop getrimmt. Robbie Williams dominiert stimmlich 5 der ersten 6 Titel und liefert auch auf der zweiten Hälfte des Albums, auf der jedes Bandmitglied einen Solosong singen durfte, den besten Beitrag ab ("Underground Machine"). Wozu, fragt man sich da vielleicht, benötigt es einen Jason Orange, wenn Robbie sich in seichten Disco-Gefilden ("SOS") austoben möchte. "Wait" würde sich noch nicht einmal auf einer Pet Shop Boys B-Seite wiederfinden, das ebenso putzige wie schlichte "Pretty Things" könnte zum großen Hit avancieren - in jedem örtlichen Kindergarten. "Happy Now" steht in bester Take That Tradition und "Kidz" wird uns - zugegebenermaßen verdient - sicherlich noch aus dem ein oder anderen Radio entgegen schallen.

Aber das ist natürlich nur meine subjektive Meinung und vermutlich falsch - 518.601 englische Take That Fans können sich schließlich nicht irren und erhalten zudem von zahlreichen Kritikern Unterstützung.
Wie wird "Progress" hier aufgenommen werden?

Hört man sich die Musik an, so ist man dann im Endeffekt schon wieder bei Robbie Williams. The Flood eröffnet als Vorab-Single den Reigen und klingt wie die tanzbareren Momente der Solo-Scheiben von Robbie Williams. Etwas mehr Disko-Einschlag, etwas weniger die Gitarreneinlagen aus Songs wie Strong, aber auch keine Musik im Stil von Take That-Hits wie Babe oder Back For Good. Was dennoch bleibt: Ein Massenappeal durch eingängigen Rhythmus und die gewisse Catchiness. Hin und wieder schimmern die alten Take That zwar durch, wie zum Beispiel im beatlastigen What Do You Want From Me?, aber offenbar hat man selbst gemerkt, dass die Schüchterne-Jungs-Nummer bei Mittdreißigern bis Anfang-Vierzigern nicht mehr funktionieren kann.

Als Take That-Album auf Basis der Geschichte der Band betrachtet, ist der Klang am Ende dann nur logisch. Die Zeiten als Boygroup der jungen Mädchenherzen sind nun einmal vorbei, Robbie Williams hat einen eigenen Sound entwickelt, aber doch hängt man nun wiedervereint wieder am gemeinsamen Produkt. Somit fahren am Ende alle richtig. Der Robbie Williams-Hörer dürfte hiermit wenige Probleme haben, die Take That-Fans haben sich im Idealfall auch weiterentwickelt und der Massenappeal ist nach wie vor vorhanden. Natürlich: Es ist glatt und kantenlos. Das war zu erwarten. Und doch ist es ein erfreulich schwungvolles Album geworden, bei dem die Dunkelziffer der heimlichen Hörer, die um ihre Credibility fürchten, sehr hoch sein dürfte.
(alternativmusik.de)

4 Kommentare:

  1. Die Single fand ich ja sogar noch ganz gut, der Rest ist größtenteils billig und noch belangloser als Brendan Flowers. Darum: 2 Punkte

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  2. Floers ist nicht belanglos ;-)

    Hier macht man allerdings so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Ich hätte Robbie Williams wirklich einen schöneren Einstand gewünscht, vor allem, da die zwei Alben seit dem Comeback Take That's durchaus gelungen waren. Von Progress bleibt leider, außer der okayen ersten Single, nicht viel auf der Haben Seite.

    4

    Und Stuart Price kännte jetzt wirklich mal eine Pause einlegen.
    Weitere Vorschläge:

    - Robbie verträgt sich, jetzt da er in einer anscheinend so friedfertigen Stimmung ist, endlich wieder mit Chambers.

    - Mark bringt beizeiten mal wieder ein Solo-Album raus. Das Letzte war schließlich sehr überzeugend.

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  3. Naja, die meisten kaufen die CD deshalb, weil die „Jungs“ nach so langer Zeit wieder zusammen was herausgebracht haben. Die Fans von damals sind jetzt kaufkräftig genug, um sich auch die Konzertickets zu kaufen.

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  4. Gruselig, besonders die allerorts veröffentlichten guten Kritiken. 3 Punkte.

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