Blixa vs. Nick 2003 verließ Blixa Bargeld die Bad Seeds, um sich intensiver um seine Hauptband zu kümmern, die plötzlich ohne Plattenvertrag...

Einstürzende Neubauten - Alles wieder offen




Blixa vs. Nick

2003 verließ Blixa Bargeld die Bad Seeds, um sich intensiver um seine Hauptband zu kümmern, die plötzlich ohne Plattenvertrag da stand. Weltweit schlug die Download-Aktion von Radiohead im letzten Jahr riesige Wellen und fand zahlreiche Nachahmer, dabei gehen die Einstürzenden Neubauten bereits seit 2002 noch einen Schritt weiter: Über 2000 Fans, auch Supporter genannt, unterstützen die Band finanziell und erhalten dafür Zugriff auf unveröffentlichte Songs und exklusive Albenversionen und haben die Möglichkeit der Band beim Proben per Internet zuzusehen und mit ihnen zu kommunizieren. Im so genannten Musterhaus-Projekt werden den Fans gegen eine Bezahlung von 100 Euro vier CDs pro Jahr mit experimentelleren Stücken angeboten.

Alles wieder offen“ erschien somit ohne Mitwirkung eines Labels zunächst nur übers Internet, mitfinanziert von den Supportern. „Alles wieder offen“ wird geprägt von Blixas poetischen Texten und seiner hypnotischen Stimme und liefert von balladesken Kunstliedern bis zu rhythmusorientierten Experimenten so einiges.

Es beginnt mit einem stoisch rauschenden Bass; ein noch zaghaftes, aber dringliches Klavier setzt ein. Blixa besingt die Unbeständigkeit der Wellen, und doch ist der Opener so vorhersehbar wie schön zugleich: Langsam steigern sich Schlagzeug, Klavier und Bass; Bratsche und Cello setzen ein, werden lauter und lauter und dringlicher und noch dringlicher, bis der Opener schließlich auf seinem Höhepunkt bricht und tosend in der Brandung zerschellt. Es folgt das wunderbar zerbrechliche "Nagorny Karabach", und ich frage mich: Wie kann es sein, dass die Neubauten solche Pop-Perlen einst verschmähten? Gut, es gibt auch schwache Songs wie das zu liedermacherhafte "Ich hatte ein Wort". Es dominieren aber die großen Momente. Und in Songs wie "Let's Do It Dada" hört man die erfrischende Spielfreude der Neubauten. Ansonsten gibt es herrliche Basslinien (auch in "Nagorny Karabach"), hypnotische Beats mit insistierenden Wortwiederholungen ("Weil weil weil"), Neubauten-typische Ausuferungen mit viel Metall ("Unvollständigkeit") und Dialoge mit der Vergangenheit (für "Susej" wurde eine alte Gitarrenspur von 1982 verwendet). Also, ein weiteres Album bitte noch. Das wäre super. Ich habe euch doch gerade erst gefunden.
(intro.de)



„Nagorny Karabach“ Video

2 Kommentare:

  1. Wär hätte das gedacht: Ein wirklich starkes Album!
    Ich fürchte, ich muss mich mal ernsthaft in den Backkatalog einhören.

    7,5 Punkte

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